5 Jahre sind vergangen seit dem Tag an dem ich erfuhr , dass auch dein kleines Herz (ebenso wie bei deinem Geschwisterchen ein Jahr zuvor) aufgehört hatte zu schlagen. Am Abend vor deiner stillen Geburt schien die Welt noch in Ordnung.Ich saß mit Oma und Opa im Wohnzimmer , Oma hatte gerade erst von dir erfahren, Opa ging zur Arbeit und ich wollte mich schlafen legen. Doch das Schicksal meinte es anders mit uns. Bereits auf dem Weg ins Krankenhaus wusste ich, dass sich alles wiederholen sollte… Dabei waren wir doch so glücklich , als endlich die 12. Woche hinter uns lag. Eine trügerische Sicherheit umgab uns , wie wir an diesem Abend erfahren mussten. Noch heute durchläuft mich ein Schauer wenn ich irgendwo davon lese oder höre, dass eine Mama froh ist endlich die ersten 12 Wochen geschafft zu haben. Wir alle wissen, dass dies nichts zu bedeuten hat.
Deine kleine Schwester begreift immer besser, was es heißt zu sterben und tot zu sein. Wir haben dieses Jahr viel mit Ihr darüber gesprochen und auch sie selber fängt immer wieder an, davon zu erzählen. Im Sommer hat sie mit Papa dein Grab besucht, und es so schön gepflegt. Es tut mir und meiner Seele so gut, dass sie mit dem Wissen aufwächst, dass es dich gab. Auch wenn es nur diese wenige Wochen in meinem Bauch und unter meinem Herzen gewesen sind. Es ist ALLES was von bleibt. Bis heute kann ich deinen Verlust kaum ertragen, aber noch weniger könnte ich es, wenn ich deine Existenz totschweigen würde.
Dieses Jahr hat deine kleine Schwester sich den Kuchen ausgesucht den sie für dich mit Papa backen möchte. Am liebsten hätte sie einen Erdbeerkuchen für dich gemacht, aber der November ist leider zu spät für Erdbeeren. Sie hat sich dann einen Schokokuchen gewünscht, weil sie sich sicher ist, dass du Schokolade gemocht hättest. Und so wird es sein. Jedes Kind mag doch Schokolade, und auch du hättest sie gemocht, da bin ich mir sicher. Wenigstens darin. Denn in allem anderen stelle ich mir oftmals die Frage wie es wohl gewesen wäre. Wie hättest du ausgesehen? Wie wäre dein Wesen? Wärst du genauso einfühlsam und emphatisch geworden wie sie? Oder ist Bella eigentlich nur so , weil Ihre Geschwister Sternenkinder sind? Hätten wir uns für ein weiteres Kind an der Hand entschieden, wenn wir Dich und deinen Bruder nicht verloren hätten? Wer weiß das schon ?
Noch immer kann ich mich nicht im geringsten mit dem Gedanken anfreunden, dass es das Schicksal „Eben so meinte“ . Mein Herz wird schwer, wenn ich an deine Geburt denke, an deinen Tot unter meinem Herzen und gleichzeitig weiß, dass es ohne diese Schmerzen, diesen Verlust unsere kleine Bella nicht gäbe. Ich bin hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch dich nie verloren zu haben, und dem Wissen, dass es dann deine zauberhafte kleine Schwester nicht geben würde. Ich versuche nicht allzu oft über diese Tatsache nachzudenken, doch an deinem 5. Geburtstag ist mir dies nicht gelungen. Ich hoffe ihr beiden , du und deine Schwester, könnt mir dafür verzeihen.
Ich liebe dich
Deine Mama

Liebe Mary,
vielen Dank für deine Offenheit und das teilen dieser innigen Emotion.
Dass du dein erlebtes mit uns hier teilst, ist so groß und ich denke, dass es viele viele da draußen gibt, die auch ein Sternenkind haben aber nicht darüber so offen sprechen können…
Dabei ist es ein Leben in deinem Lebenslauf, dass immer Bestand haben wird.
Wie du damit umgehst, und deine Familie -vor allem dein Kind- mit einbeziehst, ist großartig. Denn es ist und bleibt dein Sohn, ihr Bruder.
Danke, für diesen Beitrag.
Herzlichst von Herzen.
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