Meine Geschichte

Wo fange ich an? Im Sommer 2014 beschlossen der Herzmann und ich eine Familie zu gründen. Wir wollten den nächsten Schritt in unserer Beziehung gehen und ich schaute voll freudiger Erwartung in die Zukunft.

Unser erstes Sternenkind

Relativ schnell hielten wir den positiven Schwangerschaftstest wenige Monate später im Oktober in der Hand und im November sollte ich das erste Mal das Herz unseres Kindes schlagen sehen. Für mich , für die alles neu war, ein unbeschreibliches Gefühl. Unsere Familie weihten wir (noch) nicht ein. Es sollte eine Überraschung zu Weihnachten werden. Auf Arbeit hingegen gab ich die Schwangerschaft bekannt. Immerhin hatte ich das Herz unseres Kindes schlagen sehen – und überall stand geschrieben, dass die Wahrscheinlichkeit, das nun noch etwas passieren könne, sehr gering sei. Wenige Tage später sollten wir eines Besseren belehrt werden.Ich erinnere mich an den Tag als sei es gestern gewesen: Auf Arbeit hatte ich eine Schmierblutung entdeckt. Ich sagte meinem Chef mir ginge es nicht gut und fragte ob ich früher nach Hause gehen könne. Noch auf dem Weg zur Bahn rief ich den Herzmann an und erzählte ihm mit brüchiger Stimme von der Blutung. Er holte mich an der Bahnstation ab und wir fuhren gemeinsam ins Krankenhaus. Nach einer Ewigkeit hatte endlich eine Ärztin Zeit für uns( dabei waren es nur knappe 3 Stunden die wir warten mussten und das direkt vor dem Kreißsaal . Wir wurden mit neugeborenen Leben konfrontiert während wir um das Leben unseres Kindes bangten). Als eine schlecht Deutsch sprechende Ärztin dann Zeit für uns hatte und einen Ultraschall vornahm , sah ich bereits bevor die Ärztin auch nur ein einziges  Wort sagen konnte, dass kein Herzschlag zu sehen war.  Ich fiel ins Bodenlose. Wäre der Herzmann nicht an meiner Seite gewesen, ich weiss nicht was ich gemacht hätte. So nahm ich alles wie in Watte gepackt wahr. Wir fuhren nach Hause, versuchten so etwas wie Normalität zu bewahren. Wir bestellten uns Pizza beim Pizzadienst und noch heute muss ich bei jeder bestellten Pizza an diesen Abend denken. Am nächsten Tag rief ich meine Frauenärztin an und wir entscheiden gemeinsam, dass ich keine Ausschabung vornehmen lassen würde, sondern die Natur das fortsetzen lassen wollte was sie bereits begonnen hatte. 1 Tag später verlor ich unser erstes Kind , welchem wir später den namen Sascha gaben, zuhause . Dort verkroch ich mich die nächsten Tage und Wochen und das Leben zog an mir vorbei. Noch heute fehlen mir die Erinnerungen an diese Tage. Bekannte und Freunde versuchten mich zu erreichen , woran ich mich teilweise gar nicht mehr erinnern kann. Nur eines weiß ich noch genau: wochenlang sass ich morgens in der Badewanne und weinte um unser totes Kind.

Unser zweites Sternenkind

Lange mussten wir auf die Ankündigung unseres zweiten Kindes warten. Erst knappe 9 Monate nach dem Verlust unseres ersten Kindes hielten wir Anfang August 2015 wieder einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen.Obwohl bereits von Anfang an auch immer ein wenig Angst mit dabei gewesen ist , schaute ich doch positiv in die Zukunft. Wir erreichten die zwölfte Woche. Wir verkündeten auf Arbeit die frohe Botschaft und weihten diesmal auch unsere Familie ein. Nun erfuhren Sie auch von unserem Sascha. Beim Ultraschall um die 15/16 Schwangerschaftswoche rum war alles in Ordnung. Fast ließ sich meine Frauenärztin sogar zu einer Vermutung des Geschlechts hinreißen. Wir fuhren gut gelaunt in unsere Heimat und besuchten unsere Eltern. Ich redete mit meiner Mama über die Schwangerschaft, wir kauften Babysachen und das Leben war schön. Als ich am Abend des 6. Novembers zu Bett ging merkte ich leichte Schmierblutungen. Auch wenn es diesmal anders und später war – ich wusste bereits in diesem Augenblick das unsere Geschichte sich wiederholen sollte. Am 07.11  um 22:05 brachte ich unseren Henry in der 18 Schwangerschaftswoche still zur Welt. Wie bei unserem ersten Kind hatte das Herz aufgehört zu schlagen, unser Henry war wahrscheinlich schon einige Tage verstorben. Es folgte die Beerdigung unseres Kindes und für mich begann der Weg der Trauerbewältigung. Ich hatte das Bedürfnis über unser Schicksal zu reden. So entstand mein Sternenkinder-Tagebuch auf diesem Blog und mir wurde bewusst wie wichtig es war über Henry, über uns und unsere Geschichte zu reden.

Kurz vor Weihnachten ging ich wieder arbeiten – für mich eine unvorstellbare Herausforderung, arbeitet ich doch im Einzelhandel und dann noch ausgerechnet in der Weihnachtsabteilung, wo wenige Tage vor Weihnachten Freude und Frohsinn herrschten und man in lauter strahlende Kinderaugen schaute. Ich bin unglaublich dankbar gewesen, dass ich am 24. Dezember nicht arbeiten musste. Ich wollte mich einfach nur verkriechen.

Ursachenforschung

Meine Frauenärztin sorgte noch Anfang Dezember dafür, dass ich bei einem Spezialisten für Blutgerinnung vorstellig wurde. Eine frühe und eine späte Fehlgeburt waren  ihr Grund genug nicht noch eine weitere Fehlgeburt abzuwarten . Gott sei Dank wie ich heute sagen muss. Mitte Januar erhielt ich die Ergebnisse des Gerinnungsspezialisten: Auf Grund einer vererbbaren Gerinnungsstörung hatte keiner unserer zwei Kinder eine Überlebenschance gehabt. Wie wichtig diese Erkenntnis zu genau diesem Zeitpunkt gewesen ist wird spätestens dann klar, wenn ich Euch erzähle, dass sich Mitte Dezember unser drittes Kind still und heimlich in unser Leben geschlichen hat. Am 10. Januar 2016 testete ich das dritte Mal positiv und fing an Blutverdünner zu nehmen. Die Schwangerschaft war geprägt von Vorfreude auf der einen, aber Unsicherheit und Angst auf der anderen Seite. Doch diesmal sollten wir am Ende unser größtes Glück in den Armen halten:

seit dem 11.09.2016 sind wir Eltern unseres Regenbogenbabys Isabella Gisele