In den letzten Wochen habe ich hier auf dem Blog nichts über das alles beherrschende Thema „Corona “ geschrieben. Doch irgendwie habe ich nun das Bedürfnis etwas für das „danach“ festhalten zu müssen. Ich habe Angst zu vergessen, und Angst davor, dass wir nichts wie die meisten unserer Mitmenschen aus dieser ganzen Pandemie lernen werden.
Ich erinnere mich noch an den besagten Freitag im März als beschlossen wurde, dass die Kitas in unserem Land geschlossen werden . Ich und der Herzmann sahen es kommen und wir befanden es für die richtige Lösung, damals wie heute. Freitag der 13, schon immer glaubte ich an die Magie dieses Datums. Seit 12 Wochen ist unsere Regenbogenmädchen nun Zuhause. Unsere sozialen Kontakte haben wir auf ein Minimum beschränkt. Ich bin der Risikofaktor mit meinem Job als Kassierin , in dem ich mich jede Woche 30 Stunden oder mehr dem Infektionsrisiko aussetze. Der Herzmann arbeitet im Homeoffice. Was so viel bedeutet das er im 2 Wochen-Rhytmus von 9.30 bis 16.30 2 Jobs auf einmal erledigt: Kinderbetreuung und Arbeit. Ich gehe alle 2 Wochen ab 16 Uhr arbeiten und betreue davor 10 Stunden mein Kind. Die Nähe tut uns uns gut und auch irgendwie nicht.
Ich genieße die Zeit mit meinem Kind, und dennoch blutet mein Mutterherz, weil ich weiß wie wichtig soziale Kontakte für Kinder in dem Alter meiner Tochter sind. Wenn wir mit unserem Vierbeiner spazieren gehen, bricht es mir das Herz wenn sie über Gartenzäune und Hecken spinnst weil sie andere Kinder hört. Meine Freundinnen fehlen mir, die anderen Kinder . Ich kann damit leben, dass ich momentan weder Restaurant noch Kinos besuchen oder ausgiebige Shoppingtouren unternehmen kann. Aber meine Familie fehlt mir so sehr. Der von Eltern sehnlichst erwartete Tag , der 08. Juni rückt näher. Die Kitas nehmen einen eingeschränkten Regelbetrieb wieder auf , aber wir werden unsere Tochter noch weitere 4 Wochen aus der Kita nehmen. Ich habe eine Mama mit einer schweren Lungenerkrankung . Ebenso eine Großmutter. Beide würde ich so gerne dieses Jahr noch einmal sehen. Niemand weiß wie lange die Pandemie unseren Alltag einschränken wird und ich habe Angst dass sie uns noch mehr von unserer Familie nimmt. So werden wir unsere Tochter also auch im Juni nicht in die Kita schicken, damit wir wenigstens Ende Juni meine Mama sehen können. Alles andere wäre zu Risikoreich. Es spiegelt all das wieder was ich in den letzten 12 Wochen empfinde, ein ewiges hin- und her gerissen sein.
Ich denke in diesen Tagen so oft an meinen Schwiegerpapa , der Ende 2016 einem Krebsleiden erlag. Das erste Mal bin ich froh das er all dies nicht erleben muss. Schrecklich dieser Gedanke, dass man darüber froh ist das ein über alles geliebter Mensch nicht mehr auf dieser Welt weilt. Ich höre seine Stimme , und kann mir wahrhaftig vorstellen, was er zu Mundschutz und Co. gesagt hätte. Ich sehe ihn wie er das erste und letze Mal seine Enkelin, meine Tochter, besuchte und selbst einen Mundschutz trug.
Ich hoffe , dass es bald einen Impfstoff geben wird, und hoffe zugleich dass es keine Impfpflicht für Kita-Kinder geben wird. Ich bin absolut PRO – Impfen, aber die Vorstellung , dass ein neuer unbekannter Impfstoff auch an meiner Tochter ausprobiert wird bereitet mir Übelkeit. Das erste Mal in meinem Leben als Mutter frage ich mich in was für eine Welt in mein Kind geboren habe. Und ich hege die Befürchtung , dass uns diese Krankheit noch lange lange Zeit begleiten wird. Gleichzeitig hoffe ich zutiefst , dass ich mich irre….
Mich würde interessieren wie Ihr , egal ob Mama / Papa oder nicht die letzten 12 Wochen empfunden habt. Wie geht es Euch heute, ist Euer Alltag immer noch stark eingeschränkt oder gehört ihr zu der Gruppe von Menschen, die inzwischen alles etwas gelassener sehen. Wenn ihr Mamas oder Papas seid , dann würde mich natürlich auch interessieren wie Ihr die letzten 12 Wochen erlebt habt.