Vor einer Woche erhielt ich den Text einer Sternenmama die lieber anonym bleiben möchte. Sie verlor ihr Kind in der 16. SSW. Hier ist Ihre Geschichte:
Ich muss es mir einfach von der Seele schreiben… Ich schreibe, wie es war und nehme kein Blatt vor den Mund. Wenn ihr kein Blut oder andere Körperflüssigkeiten sehen könnt, hört lieber auf zu lesen…
Es ist jetzt eine Woche her, dass ich eine sehr schmerzhafte und traumatische Fehlgeburt erlebt habe. Das Ganze hat sich über einige Tage gezogen. Erst dachte ich, ich wäre einfach erschöpft und hätte etwas mit dem Darm – nicht ungewöhnlich bei mir, Allergikerin.
Freitag hatte ich ungewöhnlich viel Ausfluss. Es lief quasi aus mir heraus. Leicht gelblich. Meine Hebamme ist vorbeikommen und hat es sich angesehen. Der ph-Test hat nicht auf Fruchtwasser hingedeutet. Samstag hatte ich Blutungen und bin lieber ins Krankenhaus gefahren. Laut Ultraschall alles ok. Samstag und Sonntag ging es mir schon nicht gut. Irgendwie schlapp und irgendwie prämenstrual. So ein Gefühl, als würde ich meine Tage bekommen. Unschön. Einfach unschön. Die Nacht von Sonntag auf Montag war der Horror. Ich habe mich nur hin/ und her gewältzt. Schmerzen und Unwohlsein. Um 4:00 bin ich in die Wanne. Um 5:00 sind wir ins Krankenhaus. Diese Schmerzen waren unbeschreiblich. Ich wollte nur noch, dass es aufhört. Angst um mein Kind hatte ich eigentlich nicht. Erst, als die Ärztin nach dem Fruchtwassertest und dem Ultraschall – ohne mit mir zu sprechen – eine Kollegin anrief und meinte: Wir haben hier einen Abort. Das war furchtbar. So furchtbar. Ich habe sofort nach dem Herzschlag gefragt. Der sei noch intakt, ich hätte aber viel zu wenig Fruchtwasser und würde es auch weiterhin verlieren.
Eine andere Ärztin hat versucht Hoffnung zu säen und meinte, dass das wieder gut werden könnte. Wenn ich wochenlang liegen würde. Ich habe mich gezwungen, es zu glauben. Aber es nicht wirklich getan. Denn ich habe den Druck nach unten gespürt. Mein Körper wollte mein Kind nicht behalten. Herzschlag hin oder her.
Also erstmal auf‘s Zimmer. Gott sei Dank alleine. Die Schmerzen waren immer noch enorm. Aber die Medikamente und die Ruhe haben sie langsam verdumpfen lassen.
Mein Freund ist mir keinen Moment von der Seite gewichen. Er war immer da. Er hat mir die Spucktüte gehalten, mir auf die Toilette geholfen und immer wieder dafür gesorgt, dass ich kontrolliert werde – ich habe nämlich wieder geblutet. Die ganze Zeit. Mal mehr, mal weniger. Nachts ist er dann gefahren.
Ca. um 3:00 habe ich die Nachtschwester um Schmerzmittel gebeten. Es hat nichts gebracht und es wurde immer schlimmer. Die Schmerzen kamen in Wellen. Wehen eben. Dann floss viel Blut. Und dann habe ich es gespürt. Die Fruchtblase mit unserem Würmchen steckten in meiner Scheide. Zu dem Zeitpunkt war das Herz schon verstummt. Was mich im Nachhinein beruhigt hat. Und die Schmerzen waren weg. Wegen der Umstände kam es zur Not-OP. Ein sehr schwerer Gang für mich war vom Bett zum OP-Tisch. Denn da ist dann die Blase geplatzt und mir ist alles am Körper herunter gelaufen. Es tat innerlich so unglaublich weh. Diese Gewissheit, dass einfach alles vorbei sein sollte.
Jetzt habe ich es alles körperlich soweit überstanden. Der Wunsch nach einem Kind ist stärker denn je und mein Freund und ich sind noch enger zusammen, als schon vorher. Aber dieser Verlust wird mich sicher noch sehr lange begleiten.
Ich wünsche es niemandem! Aber ich empfehle jedem, dem das passiert, viel zu reden. Über alles. Öffnet euch, und wenn es nur in einem Forum ist. Man kann sich Trauer in einem gewissen Maß von der Seele schreiben.
Drückt mir die Daumen, dass die nächste Schwangerschaft gut ausgeht!
Linsebinse
Danke Linsebinse (anonym) dass du deine Geschichte mit uns teilst.