Mit dem folgenden Bericht möchte ich meinen Dank ausdrücken, bei einer Fehlgeburt von Hebammen begleitet zu werden. Dies hat es mir ermöglicht einen selbstbestimmten und für mich so wunderschönen Weg in einer so schweren Zeit gehen zu können.
Ich habe sehr früh bemerkt, dass ich schwanger war und in der 5. Woche (4+4) war ich bei der Frauenärztin, weil ich die Tage zuvor braunen Schleim bemerkte. Da es meine erste Schwangerschaft war, konnte ich es nicht zuordnen. Sie führte einen Ultraschall durch, bei dem man eine Fruchthöhle und einen Dottersack sah. Alles war in Ordnung und ich wurde eine Woche krank geschrieben. Außer den normalen Symptomen einer Schwangerschaft, fühlte ich mich wohl.
Ich arbeitete wieder und hätte an dem Donnerstagnachmittag eigentlich meinen ersten Termin im Hebammenhaus für die Erstellung meines Mutterpasses gehabt. Am Morgen wurde mir plötzlich schlecht und ich drohte umzukippen. Wenig später blutete ich sehr stark und wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort erkannte man im Ultraschall ein ganz normal entwickeltes Kind (8+0) und die Herztöne waren deutlich sichtbar. Zur Beobachtung musste ich stationär im Krankenhaus bleiben. Die Blutung hörte auf und ich hatte zu keinem Zeitpunkt Krämpfe oder ähnliches gehabt. Nachmittags rief mich die Hebamme Kerstin an, mit der ich eigentlich einen Termin gehabt hätte und sagte mir, dass im Falle eines Falles, ich nicht ausschaben muss. Davon wollte ich zu dem Zeitpunkt noch nichts hören, denn dem Kind und mir ging es doch gut. Samstags wurde ich entlassen und bei der Abschlussuntersuchung waren die Herztöne sichtbar. Außerdem konnte man keine Ursache für die Blutung entdecken. Es gab kein Hämatom und es war alles in bester Ordnung.
Montags (8+4) war ich wegen der Krankschreibung bei der Frauenärztin. Sie machte einen erneuten Ultraschall und dabei stellte sie fest, dass keine Herztöne sichtbar seien. Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben und es fühlte sich so an, als sei ich in einem Film. Da es schon später am Nachmittag war, konnte sie nicht mehr einen Termin für mich im Krankenhaus ausmachen und gab mir eine Überweisung mit. Außerdem sagte sie mir, dass man in früheren Wochen abwarten könnte, dass es von alleine abgeht. Aber ich sei schon in einer späteren Woche und das Kind sei zu groß. In meinem Fall müsste man ausschaben lassen. Jedoch sollte ich nicht erschrecken, wenn ich in der Nacht stark bluten würde, das könnte passieren. Zuhause angekommen teilte ich es meinem Mann mit. Später riefen wir Kerstin an, denn es war die einzige Nummer die ich von einer Hebamme hatte. Sie sagte uns dann, dass wir am darauffolgenden Morgen gerne zu einer Ultraschalluntersuchung ins Krankenhaus gehen könnten. Aber wir müssten nicht dort bleiben, sondern können beruhigt wieder nach Hause gehen. Sie organisierte uns eine Hebamme, die wir, falls in der Nacht etwas passieren würde, jederzeit anrufen könnten. Das beruhigte uns ungemein. Außerdem empfahl sie uns einen schönen Abend zu gestalten und so schauten wir einen Film und versuchten uns irgendwie abzulenken.Am nächsten Morgen waren wir im Krankenhaus, aber auch dort konnte man leider keine Herztöne erkennen. Der Arzt wollte uns einen Termin für den nächsten Tag zur Operation, der Ausschabung/Kürettage, geben. Mein Mann sagte ihm, dass wir erstmal nach Hause fahren würden. Daraufhin meinte der Arzt, dass man auch abwarten könnte. Am Nachmittag hatte ich einen Termin bei Kerstin und wir besprachen das weitere Vorgehen, weil ich eine Ausschabung vermeiden wollte. Sie erklärte uns die Risiken, sowohl einer Ausschabung, als auch des natürlichen Abwartens und wir entschieden uns direkt für den natürlichen Weg. Kerstin bestimmte meinen HCG-Wert, der bei 57.000 lag (bei der stationären Aufnahme lag er noch bei 51.000). Anschließend gingen wir nach Hause und ich wartete.
Die Ärztin hatte mich direkt mehrere Wochen krank geschrieben und so blieb ich wartend zu Hause. In dieser Zeit konnte ich Abschied nehmen vom Kind, etwas Kleines nähen und es Realität werden lassen. Körperlich ging es mir sehr gut. Nach wie vor hatte ich die Schwangerschaftsbeschwerden, die aber mit der Zeit langsam abklangen. An dem darauffolgenden Sonntag war der letzte Tag gewesen, an dem mir morgens übel war. Das Spannen der Brust wurde mit der Zeit weniger usw. Aber Krämpfe oder ähnliches stellten sich nicht ein und eine Blutung war ebenfalls nicht in Sicht. Am Freitag in der darauffolgenden Woche (10+1) war ich bei Kerstin, weil sich noch nichts änderte. Mein Blutwert wurde erneut bestimmt (37.000) und am Samstag fingen wir mit natürlichen Mitteln an die Geburt einzuleiten. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst. Meinem Umfeld, welches das Abwarten nicht kannte, musste ich immer wieder erklären, dass es nicht gefährlich für mich ist. Ich wusste, dass Fieber ein nicht zu unterschätzendes Zeichen für eine Infektion ist. Aber da ich mich rundherum sehr wohl fühlte, hatte ich keinerlei Bedenken einfach abzuwarten. Also fing ich am Samstagabend mit Senfmehlfußbädern an. Diese machte ich täglich abends, selten auch zwischendurch, wenn ich ein leichtes Ziehen im Unterleib spürte. Ab Mittwoch trank ich täglich einen Liter Hirtentäscheltee. Eine Blutung ließ immer noch auf sich warten. Der Blutwert von Donnerstag (11+0) lag bei 16.000.
Am Donnerstag (11+0) um 17.00 Uhr spürte ich leichte Krämpfe und setzte sofort meine Füße in den Putzeimer mit dem Senfmehl. Diese leichten Krämpfe blieben. Abends trank ich den Liter Tee und vordem Schlafengehen badete ich erneut meine Füße im Senfmehl. Ich hatte am Vormittag neues Senfmehl aus der Apotheke geholt, welches wesentlich intensiver im Geruch war. Gegen 3 Uhr erwachte ich und konnte, weil die Krämpfe stärker wurden, nicht mehr weiterschlafen. Teilweise veratmete ich intuitiv die Wehen (mir wurde später mitgeteilt, dass dies Wehen seien). Manchmal fragte mein Mann, ob wir die Hebammen rufen sollen. Aber da ich noch immer keine Blutung hatte, verneinte ich dies und ich kam mit den Schmerzen irgendwie zurecht. Um 7 Uhr am folgenden Morgen schickte ich meinen Mann zur Arbeit, weil ich sicher war, dass es noch nicht so weit sei. Anschließend wurden die Schmerzen weniger und ich habe eine Stunde Schlaf gefunden. Um 8 Uhr erwachte ich und rief Kerstin auf dem Handy an. Ich teilte ihr mit, dass ich nun Krämpfe hätte, aber es würde immer noch nicht wirklich bluten. Sie bräuchte noch nicht zu kommen. Kerstin empfahl mir mich viel zu bewegen und so ging ich zur Toilette, aber ich bekam Kreislaufprobleme. Daraufhin rief ich Kerstin und meinen Mann an. Es war an jenem Morgen jedoch ein Schneesturm und so brauchten sie ziemlich lang. Meine Schmerzen wurden sehr stark und ich bemerkte, dass meine Hände taub wurden und wie mir schlecht wurde. Deshalb bat ich die Vermieterin zu mir zu kommen. Sie lenkte mich ab und redete mit mir. Gegen 9 Uhr merkte ich, dass Blut kommt und ich ging zur Toilette. Seit dem Zeitpunkt, als wir wussten, dass das Herzchen nicht mehr schlägt, stand eine Rührschüssel, die perfekt ins Klo passt, im Bad. Ich gebar die Fruchthöhle ganz unkompliziert und völlig schmerzlos in diese Schüssel. Danach war die Übelkeit verschwunden und die Schmerzen wurden merklich weniger. Ca. 15 Minuten später kam mein Mann und weitere 15 Minuten später Kerstin. Seit der Geburt habe ich eine periodenstarke Blutung mit dementsprechenden Schmerzen.
Ich empfand diesen Weg des Wartens und der kleinen Geburt als wunderschön. Wir sind sehr traurig über das Geschehene und trotzdem war es uns wichtig unserem Kind so viel Würde wie es nur irgendwie möglich ist, entgegen zu bringen. Dazu gehört für uns auch, dass wir es bestatten lassen und es ins Stammbuch eingetragen wird.Ich wünsche mir verständlicherweise nicht nochmal eine Fehlgeburt, aber sollte es doch der Fall sein,würde ich mich jederzeit wieder für diesen so schönen Weg in der schwierigen Zeit entscheiden. Wir hatten ausreichend Zeit uns zu verabschieden und mein Körper konnte in seinem Tempo arbeiten und das Kind ebenfalls „verabschieden“. Wir oben bereits geschrieben, danke ich den Hebammen, besonders Kerstin, für die Begleitung, weil sie mir das Selbstbewusstsein stärkten, meinem Körper und mir dies zuzutrauen. Dankeschön
Danke an G. (die anonym bleiben möchte), dass du deine Geschichte und deinen Weg der natürlichen Geburt mit uns teilst