Heute erzählt Katja von ihrem Kämpfer Lucas Michael
Lucas Michael wurde mit einer Zwerchfellhernie,einem Lungenflügel, einer doppelseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und einen schweren Herzfehler geboren.
Am Anfang sah meine Frauenärztin schon die Spalte und die Zwerchfellhernie.Sie sah aber auch Zysten im Kopf und im Hals. Diese verschwanden während der Schwangerschaft.Wir warteten erstmal ab.Machten alle Untersuchungen mit wie Fruchtwasserpunktion und fuhren zur Humangenetik um zu erfahren woran es lag.Es wurde humangenetisch nichts gefunden. Bei jeder Untersuchung bei der Frauenärztin wurde etwas anderes erzählt. Ständig hieß es,dass wir die Schwangerschaft beenden müssten, dann wieder,dass er es schaffen könnte und wenig später wieder,sie müsste beendet werden.Fast zum Schluss der Schwangerschaft als wir ihn gespürt hatten,haben wir uns entschieden,ihn auszutragen.
Lucas war wegen seiner Fehlbildungen zwar klein und zu leicht für sein Alter,aber er kämpfte und wollte leben.Alle freuten sich auf ihn,trotz Angst im Nacken.
1 Woche vorm ET musste ich wegen Wehentätigkeit und unserer Angst in die Uni Leipzig. Dort wurde erstmal nur US gemacht,denn sie wussten,dass er es nicht schaffen würde. Lucas bewegte sich fleißig und ließ sich Zeit.Als der ET da war(06.04.) und der junge Mann sich immer noch nicht auf den Wg machte,gab ich ihm eine Frist von 5 Tagen. (Meine Tochter kam auch 5 Tage später spontan zur Welt)Am 11.04.wurde ich mit Tabletten eingeleitet.Nach der 1.fingen die Wehen schon ziemlich schlimm an. Vorher hatte ich schon mal ab und zu Wehen, sodass man dachte,er würde sich auf den Weg machen. Leider war der GMH noch zu kurz und der Muttermund noch nicht offen genug. Jedes Mal war ich mit Fehlalarm im Kreißsaal.
Nach der 1.Tablette bekam ich nach 4 Stunden die nächsten 2. Da ging es ziemlich rasch. Ich kam mit heftigen Wehen in den Kreißsaal und bekam wegen der Schmerzen eine Spritze in den Hintern. Es wurde etwas besser und ich konnte die Wehen aber schon fast nicht mehr veratmen.
Am 12.04. gegen Mitternacht oder auch später ging es dann los. Die Hebamme meinte:“Wenn sie ihren Mann dabei haben möchten,müssten sie ihn jetzt anrufen. Es geht jetzt los.“ Die Hebamme und ich riefen ihn öfters an,aber er reagierte nicht. (Er war wegen der Schicht am Tage,dann eingeschlafen)Jedenfalls habe ich mit Hilfe der Hebamme und der Hebammenschülerin den Kleinen spontan zur Welt gebracht.
4:15 war Lucas Michael da. Er schrie durch seine Spalte und seiner kaputten Lunge nicht ,doch er lebte.Als er von den Ärzten in einem anderen Raum untersucht wurde,war meine 1. Reaktion zur Hebammenschülerin:“Ich bin 2-fache Mama.“Wenig später kam der Kinderarzt und sage mir,dass es auch noch einen schweren Herzfehler gab und der Kleine den Sauerstoff nicht aufnehmen kann. Den Herzfehler konnte man bei dem MRT nicht sehen. Als ich genäht war wurde ich auf mein Zimmer gebracht und mein Partner kam. Nach dem Frühstück fuhren wir auf die Neo und sahen unseren Kämpfer an Schläuchen,aber er lebte noch.
Nach dem Gespräch mit den Ärzten sollten wir unsere Familie zusammentrommeln,da man nicht wüsste,wie lange er es schaffen würde.Franzi wurde frühzeitig aus der Schule geholt und durfte auf die Neo. Meine Schwiegermutter in spe kam und meine Eltern wurden auch informiert. Es wurde Franzi kindgerecht erklärt,was mit ihrem Bruder gemacht wurde. Ihre erste Frage war an mich gerichtet. „Wann öffnet Lucas seine Augen?“ Als Schwiegermutter und Franzi da waren,bekamen wir ein Bett an das Bettchen von Lucas geschoben und er wurde uns in die Arme gelegt und wir konnten mit ihm kuscheln. Alle haben geweint. Nur ich war wie in Trance. Wenig später wurde die Deine Sternenkind-Fotografin bestellt und sie machte schöne Fotos. Ich sagte zu Lucas:“So mein Großer,ich lass dich jetzt gehen und ich liebe dich.“ Und da schlief er wirklich friedlich in meinen Armen ein. Wir fuhren erstmal auf Station,meine Schwiegermutter nach Hause. Nach dem Mittag durften wir wieder zu Lucas. Ich habe ihn gewaschen und der Papa ihn angezogen. Franzi hat ihren Bruder runter in den Abschiedsraum geschoben. Lucas lag da,als würde er nur schlafen. Wenig später kamen auch meine Eltern. Meine Mutter sagte zu Lucas:“Wir hatten noch soviel mit dir vor“.
Am 30.oder 31.05.war die Urnenbeisetzung. Der Bestatter hat unsere Rede mit einem Kloß im Hals vorgetragen. Mir hatte es die Füße weggerissen. Mein Bruder mit Freundin,meine Schwiegermutter mit ihrem Lebensgefährten und der beste Kumpel meines Partners waren anwesend. Also nur im kleinen Kreis.
Er fehlt uns allen sehr.
Wie soll man da die richtige Worte finden. Das einzige was mir einfällt ist, dass der kleine Mann ein ganz süßer Spatz war, trotz seiner Einschränkungen einfach perfekt so wie er war. Ich schicke euch viel Kraft um weiterzumachen. Ihr tragt ihn bei euch, bis ihr euch eines Tages wieder seht. 🙏 👼
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