Lange habe ich dir nicht mehr geschrieben. Doch oft spreche ich mit dir und noch viel öfter sind meine Gedanken bei dir. Nicht selten wenn ich morgens die erste Runde mit unserem Vierbeiner gehe und sich der nahende Tag am Himmel abzeichnet.
Irgendwie sollte es wohl so sein, dass an dem Tag an dem ich vor 3 Jahren ins Krankenhaus kam der erste Martinsumzug deiner kleinen Schwester stattfindet. Nie werde ich vergessen wie ich vor 3 Jahren (nur wenige Tage nach deiner Geburt )in unserer Wohnung sass und das singen der Kinder zum Martinsumzug hörte. Ich trat ans Fenster und sah wie die ganze Scharr Kinder mit Ihren Laternen die Straße überquerte. Tränen liefen meine Wangen hinab und ich fragte mich, ob auch ich eines Tages mit meinem Kind einen Martinsumzug besuchen würde. Am Abend des 6. November vor 3 Jahren fuhr ich mit Blutungen ins Krankenhaus und sollte dich keine 24 Stunden später still zur Welt bringen. So wurde mir dieses Jahr ganz schwer ums Herz als ich die Laterne deiner Schwester einpackte um sie von der Kita abzuholen und mit ihr zum Umzug zu gehen. Der Umzug bereitete deiner kleinen Schwester eine rieisige Freude. Sie schwenkte stolz Ihre Laterne (wie du sicher von dort oben gesehen hast ) ,tanzte zur Blasmusik und sass andächtig und mit großen Augen am Martinsfeuer. Als wir nach Hause kamen zeigte sie dir und Ihrem Opa am Fenster noch stolz Ihre Laterne bevor sie schlafen ging. Ich erzählte ihr, dass du am nächsten Tag deinen dritten Sternengeburtstag feiern würdest. Verstanden hat sie es nicht, aber im nächsten Jahr wird sie vielleicht schon wissen, was „Geburtstag haben“ bedeutet. 3 Jahre – immer wieder rechne ich nach und doch sind es schon so viele Tage und Stunden seitdem deine kleine Seele kurz die Erde streifte.
Die Laterne deiner Schwester ist für mich etwas ganz besonderes, zeigt sie doch Eulen geformt aus Ihren Fuß- und Handabdrücken. Riesig im Vergleich zu Deinen winzigen Abdrücken die ich vor 3 Jahren auf einer Karte des Krankenhauses erhielt. Schon als ich die Laterne vor einigen Tagen das erste mal in Isabellas Kita entdeckte hatte ich Tränen in den Augen und dachte an deine winzigen Abdrücke .
Das erste Mal bin ich in diesem Jahr an deinem Geburtstag arbeiten gewesen. Dein Opa brachte dir eine Kerze und eine kleine Engelsfigur ans Grab und schickte mir ein Foto davon. Ich bin zu Tränen gerührt gewesen. Bald kommt auch wieder ein Bäumchen und vielleicht können wir Weihnachten dieses Jahr an deinem Grab vorbei schauen. Ich wünsche es mir so sehr. Meine Wünsche sind klein und bescheiden geworden seitdem Tag an dem ich dich verloren habe, kann mir den sehnlichsten Wunsch doch keiner erfüllen. Alles Gute mein Schatz,
Deine Mama