Entsetzt werde ich angeschaut, wenn ich die Frage nach einem Geschwisterchen für unsere Tochter verneine und mit dem Satz „Unsere Tochter wird ein Einzelkind bleiben“ beantworte.
Tatsächlich habe ich erst einmal eine Frau getroffen die mir sagte, dass sie diese Entscheidung gut fände. Ganz unabhängig davon, wie jemand anderes seine eigene Zukunft und Familie plant, bin ich ein Mensch der anderen Menschen gerne Ihre eigenen Entscheidungen und Ansichten zugesteht . Daher fände ich es eigentlich nur fair, wenn man auch meine Entscheidung – für ein Einzelkind und gegen Geschwisterkinder – akzeptieren würde. Und das nicht nur weil der Trend zum sogenannten Wunsch-Einzekind“ geht – denn immer mehr Paare entscheiden sich bewusst für ein Einzelkind.
Ich selber habe mich , auch wenn es zunächst ganz anders klingt, nicht bewusst für ein Einzelkind entschieden. Und schon während ich die ersten Zeilen dieses Textes schrieb, schrie mein Mutterherz „Deine Tochter ist kein Einzelkind, sie hat 2 Geschwister, die ihr einfach vorausgegangen sind“. Im Herzen bin ich eine 3 fache Mutter, doch für die Öffentlichkeit und sichtbar bin ich die Mutter eines Einzelkindes. Und nur weil unsere Gesellschaft nicht fähig ist zu akzeptieren, dass auch Einzelkinder durchaus wohlgeratene, guterzogene Kinder sein können(und entgegen allen Vorurteilen eben nicht immer verzogen und verhätschelt sind) sah ich mich schon einige Male gezwungen mich mit den Worten „Ich hatte eine Fehlgeburt und eine stille Geburt und deswegen kommt für mich keine 4. Schwangerschaft in Frage“ vor teilweise wildfremden Leuten rechtfertigen zu müssen und zu wollen. Betroffenes Schweigen oder leise gemurmelte „Es tut mir Leid “ – Bekundungen machten die Situation dann recht oft peinlich und das Gespräch wurde dann oftmals sehr schnell beendet.
Woher kommt eigentlich dieses negative Bild vom Einzelkind? Die Frage habe ich mir schon öfters gestellt. Mein Cousin z.B. ist einer der besterzogensten Menschen den ich kenne, er steht mit beiden Beinen fest im Leben und ist weder altklug, noch egoistisch oder egozentrisch. Eigensinnig oder verwöhnt schon gar nicht . Und was soll ich sagen: Er ist tatsächlich Einzelkind. Woher kommen also dieses ganzen Vorurteile, mit denen sich Einzelkinder und deren Eltern oftmals konfrontiert sehen? Es scheint ein Überbleibsel aus früheren Zeiten zu sein, als Familien mit Einzelkinder eher die Ausnahme waren und dies auch meistens in persönlichen Schicksalsschläge begründet lagen. Auch bei diesem Thema scheint unsere Gesellschaft , wie so oft, also ein enormen Nachholebedürfnis zu haben.
Ich bin der Meinung, auch ein Einzelkind kann sehr gut lernen, zu teilen, auch mal warten zu müssen oder nicht immer die volle Aufmerksamkeit der Eltern zu erhalten. Denn genau das sind ofmals die Atrribute mit denen Einzelkinder versehen werden. Sozialisation erfolgt jedoch nicht nur durch das Geschwisterkind. Ich habe schon sehr früh Kontakt zu anderen Müttern und Kindern gesucht. Wir sind zur Babymassage und in den Krabbeltreff gegangen. Später haben wir uns dann auf dem Spielplatz mit anderen Kindern/Müttern angefreundet und eine private Krabbelgruppe in Köln besucht. Nun mit fast 2 Jahren geht meine Tochter in den Kindergarten, und sie liebt es mit anderen Kindern zu spielen und ihre Zeit mit Ihren Freunden zu verbringen – und das nicht etwa, weil sie zuhause immer nur das “arme Einzelkind” gewesen ist. Vielmehr ist unsere Tochter von Anfang an ein offenes Wesen gewesen, die den Kontakt zu fremden Menschen (egal ob gleichalt oder älter) nie scheute.
Ich muss die Gesellschaft also enttäusche : Ja wir haben ein Einzelkind, und ja sie kann mit Ihren 2 Jahren manchmal ein Monster sein. Aber sie ist weder egozentrisch, noch verteidigt sie Ihre Spielsachen bis auf den Tod . Ist sie verwöhnt? Vielleicht! Aber nicht weil sie ein Einzelkind ist, sondern weil sie das einzige Kind ist was ich an der Hand halten darf und weil es verdammt noch mal mein Recht als Mutter und als 2 fache Sternenkindmutter ist dieses Kind zu verwöhnen , wann und wie ich möchte.
Jedes Kind ist ein Geschenk – egal ob Einzelkind oder nicht.
Unsere Gesellschaft ist doch manchmal einfach bekloppt. Ich habe ja nun auch 3 FG in Folge gehabt und dann kam endlich unser Wunder in unsere Arme. Genau wie du war ich mir sicher, dass er ein Einzelkind bleibt( nicht schlimm, ich bin ja auch eins, und ich fühle mich eigentlich ganz wohlgeraten). Aber nach 1,5 Jahren merkte ich, dass wir noch nicht komplett sind. Und Gott sei Dank (oder wer auch immer)…unser zweites Wunder kam zu uns. Und nun ist die Klappe zu, die Familienplanung ist abgeschlossen…und was fragen mich alle? Wann denn bitteschön unser Drittes kommt…man kann es eben niemandem Recht machen 😉
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Oh je…. also mit dem zweiten Kind hört die Fragerei dann auch nicht auf ? Das macht ja Hoffnung – NICHT . Also ich kann ja irgendwie noch verstehen wehh Fremde Leute einen fragen aber wenn dann Leute fragen die von meinen Sternenkindern wissen dann werde ich wirklich sauer .
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Danke für deinen sehr offenen Beitrag ❤ ich habe bisher selbst noch keine Kinder, aber da ich erst sehr spät meinen aktuellen Partner kennengelernt habe und mir vorher nie Kinder vorstellen konnte, wird es bei uns alleine deshalb vermutlich auf ein Kind hinaus laufen. Meine Mum ist auch Einzelkind, meine Oma konnte nach ihr keine Kinder mehr bekommen. Keine der Vorurteilsthesen trifft auch nur ansatzweise auf sie zu.. Ich glaube, dass es einen sehr großen Unterschied zwischen Verwöhnen( zu arg verhätscheln und mit Liebe überschütten gibt 😉 Aus welchem Grund auch immer, man sich dafür entscheidet. Ich finde es schrecklich, dass man sich dafür immer gleich rechtfertigen muss. Meine Schwester hat drei Kinder und auch dass scheint "der Norm" nur bedingt zu entsprechen..
Lg
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Hallo Lena …. das 3 Fach Mütter sich auch immer wieder anhören müssen , dass 3 Kinder auch nicht „In Ordnung“sind , das habe ich im Bekanntenkreis nun auch schon mehrfach mitbekommen . Ich habe davor größten Respekt .
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Ich habe mich bewusst gegen Kinder entschieden. Einfach weil mein Herz nie hundertprozentig für ein eigenes Kind schlug und ich es unfair dem Kind gegenüber finde es nur zu bekommen weil die Gesellschaft es so möchte. Dafür liebe ich meinen Neffen und meine Niche, jeweils das Kind einer Schwester und damit Einzelkinder sehr. Beide teilen und benehmen sich. Mein Neffe verschenkt sogar sein Spielzeug.
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Ach eine tolle Tante ist auch so viel wert 😍
Auch die Entscheidung gar keine Kinder zubekommen ist völlig legitim und genauso eine persönliche Entscheidung für die eines Einzel oder Geschwisterkindes.
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