…und wie es dazu kam
Eines der heikelsten Themen neben dem Thema „Fremdbetreuung“ ist sicher das Thema stillen.
Ich selber hatte für mich noch in der Schwangerschaft entschieden meine Tochter die ersten 6 Monate ausschließlich zu stillen (oder es zumindest zu versuchen). Die ersten Wochen waren hart und ich sehnte mich danach, dass ich nach 6 Monaten endlich würde abstillen können. Doch es kam anders. Irgendwann gewöhnte ich mich daran und fing an es zu genießen. Heute kann ich gar nicht mehr glauben, dass ich Anfangs dem Ende der ersten 6 Monaten entgegen fieberte. Tatsächlich haben wir dann noch bis über den ersten Geburtstag hinaus zum Großteil gestillt. Ich möchte noch sagen, dass ich weder Mütter verurteile die dies nicht tun, noch Mütter die bereits in der Schwangerschaft für sich entschieden dem Kind die Flasche zu geben. Jede Mama darf und muss dies für sich ganz alleine entscheiden und egal wie die Entscheidung ausfällt, auch diese Mama ist eine gute Mutter. Als ob über das stillen oder nichtstillen definiert wird wer eine gute Mutter ist und wer nicht. So ein Quatsch , aber leider viel zu oft Realität wenn man den Gesprächen verschiedener Müttern aufmerksam lauscht.
Wenn das stillen zur Nervenprobe wird
Bei mir wurde das Thema stillen das zum Ende des vergangenen Jahres hin zu einer echten nervlichen Belastung. Über mehrere Wochen hinweg würde Bella Nachts des öfteren wach. Es gab Nächte in denen sie jede Stunde wach wurde und trank. Meine Nerven lagen blank, ich sass weinend mit meiner Tochter im Arm in unserem Bett und schämte mich meiner Gefühle und Gedanken. Teilweise erkannte ich mich selbst nicht wieder .Ich erinnerte mich an den Satz den ich in den vergangenen Wochen und Monaten so oft gelesen hatte ohne zu ahnen, dass auch ich mich bald darin wieder finden werde : „Wenn das stillen für einen von beiden, Mutter oder Kind, oder sogar für beide kein angenehmes Erlebnis mehr ist, sondern in Stress ausartet, dann ist es ok wenn man abstillt „. Ich brauchte einige Zeit um mich damit abzufinden, dass es wohl nun auch bei uns soweit sein würde. Und schließlich fing ich an nach einem Ausweg zu suchen.
Der erste Versuch : Kann die Literatur wieterhelfen?
Als gelernte Buchhändlerin suchte ich zuerst Hilfe in der Literatur. Hier fand ich das Buch „Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch“ von Elizabeth Pantley . Ich lass es gewissenhaft an einigen wenigen Abenden und versuchte das gelesene umzusetzen, leider mit wenig Erfolg. An anderer Stelle werde ich das Buch noch einmal vorstellen und dann genauer auf den Inhalt eingehen , und darauf was mich weiter brachte und was nicht.
Meine erneute Suche führte mich dann zu dem Abstillprogramm von Dr. Gordon , welcher ein 10-Nächte-Programm zusammengestellt hat, an dessen Ende das Kind durchschlafen würde. Ich als die geborene Skeptikerin schlechthin war von Beginn an Kritisch eingestellt, wollte es aber unbedingt probieren. Was hatte ich schon zu verlieren? Noch mehr Stunden schlaflose Nächte? Wohl kaum. Das schien mir unmöglich.
Was uns weiter half
Im Grunde genommen wird bei diesem Programm auf sanfte Art und Weise dem Kind immer weniger Muttermilch in der Nacht gegeben , bis es irgendwann komplett darauf verzichten kann . Als Folge davon schläft das Kind besser und im besten Fall sogar durch. Mir war die These, das Kinder die Nachts nicht mehr gestillt werden dadurch besser schlafen würden durchaus bekannt. Jedoch war ich auch immer eine der ersten Mütter die dann, wenn das Thema zur Sprache kam lauthals schrien „Das kann nicht sein“, „unmöglich“ , „Das glaube ich nicht“. Wie so oft im Leben wurde ich eines besseren belehrt. Ich setze das Programm von Dr. Gordon weitestgehend um, mit einem entscheidenden Unterschied: nämlich das ich für mich und meine Tochter entschied den letzten Schritt des Programmes wegzulassen. Dieser sieht vor, dass das Kind in der Nacht wenn es wach wird nicht mehr aus dem Bett genommen und getröstet werden darf. Für mich als Mama ein absolutes No Go. Mein Mutterherz fing an zu schreien , als ich diese Sätze las und für mich stand von Anfang an fest, dass hier für uns Schluss sein sollte.
Unsere nächtlichen Stillmomente wurden immer weniger. Bella fing tatsächlich an besser zu schlafen und seitdem ich auch das morgendliche Stillen wegließ wurde es noch ein klein wenig besser.
Das ganze war ein mehrwöchiger Prozess und ich zweifelte oft ob unsere Schlafsituation dadurch besser werden würde. Inzwischen haben wir meistens Nächte in denen Bella ganz kurz wach wird. In der Regel weil sie Ihren Schnuller verloren hat oder kurz ein Schluck Wasser trinken möchte. Die Wasserflasche steht seit einigen Tagen Nachts im Bett direkt neben Ihrem Kuschelbären. So schlüpfe ich für maximal 5 Minuten ins Zimmer, flüstere oftmals nur noch ein „Alles ist gut meine Maus , du kannst jetzt wieder schlafen“ , reiche Ihr Trinkflasche und Schnuller und kann das Kinderzimmer dann wieder leise verlassen.
In der vergangenen Woche schlief Bella an 3 Nächten hintereinander durch. Ich merke wie es auch ihrem kleinen Körper gut tut sich nachts erholen zu können. Und so habe ich nicht mehr wie Anfangs so oft ein schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber. Zweimal am Tag (vor dem Mittagsschlaf und Abends vor dem Zubettgehen) bekommt sie noch Ihre Muttermilch und kuschelt sich wohlig in meine Arme.
Sicherlich ist für jede Mama und jedes Kind der Zeitpunkt für das abstillen ein anderer. Es ist wichtig, dass ihr für euch ganz alleine entscheidet wann dieser Zeitpunkt gekommen ist. Niemand sollte Euch bei diesem Thema rein reden: weder euer Kinderarzt, noch Euer Partner, Familie oder Freunde. Gut gemeinte Tipps kann man sich natürlich immer anhören, aber dennoch: Am Ende entscheidet ganz alleine ihr. Oder auch Euer Kind . Denn tatsächlich sind wir hier in Deutschland im weltweiten Vergleich sehr früh mit dem abstillen dran. Das natürliche Abstillalter liegt weltweit gesehen bei 7 Jahren, habe ich einmal gelesen.
Mein Fazit
Für mich und meine Tochter war es die richtige Entscheidung. Ich liebe mein Kind deswegen weder weniger, noch fühle ich mich deswegen als Rabenmutter. Ich bin ausgeruht wenn unsere kleine Maus gegen 6 Uhr hellwach in Ihrem Bettchen steht und die erste Spieleinheit des Tages beginnt. Denn man kann ja nicht alles haben : Ein Kind was durchschläft UND eines welches ausschläft. DAS wäre dann doch etwas zu viel des Guten. Für uns bleibt nun noch das stillen am Tage. ich weiß , dass der Moment kommen wird, wo ich mich auch von diesen Momenten verabschieden muss. Spätestens wenn unsere Zaubermaus in den Kindergarten gehen wird. So genieße ich vor allem den Moment Abends wenn meine Maus manchmal noch wohlig an meiner Brust nuckelnd einschläft, oder zufrieden ihr Köpfchen nach dem trinken abwendet um sich mit Ihrem Kuscheltuch in den Schlaf zu kuscheln.