Und die Jahre vergehen…
Unaufhaltsam schreitet die Zeit voran. Nun ist schon dein zweiter Sternengeburtstag. Nie werde ich den Tag vor 2 Jahren vergessen, an dem mein Weltbild das erste Mal zu schwanken und bröckeln begann. Noch immer sehe ich die Ereignisse jenen Tages vor meinem geistigen Auge vorüberziehen und erlebe den Moment in dem ich auf den Monitor blickte und verzweifelt nach deinem Herzschlag suchte , immer und immer wieder.
Auch heute noch stelle ich mir die Frage nach dem Warum. Nicht mehr laut und schreiend wie noch vor 2 Jahren. Dafür leise und traurig mit dem Blick auf deine kleine Schwester. Ich frage mich wie es gewesen wäre wenn Euch beiden die Möglichkeit gegönnt gewesen wäre einander kennenzulernen. Mein Gedankenkarussell schreitet unaufhörlich voran. Ich brauche nicht lange um nachzurechnen wie alt du nun wärst. So gerne würde ich dieses Jahr deine funkelnden Augen unter dem Weihnachtsbaum sehen, so gerne Hand in Hand mit dir am Rheinufer spazieren gehen. Stattdessen kullern mir Tränen die Wangen hinab, jedes Mal wenn deine kleine Schwester den Blick gen Himmel hebt und ich Ihr von Dir und deinem Bruder erzähle.
Mamas Mitmenschen denken, dass der Schmerz und die Trauer vergeht, nun wo ich endlich Dein Schwesterchen in den Armen halten kann. Wieviel schwerer es jedoch gerade dadurch für mich ist werden sie wohl nie verstehen (Ich nehme es ihnen nicht übel. Sie können sich glücklich schätzen , dass sie es nicht begreifen.Bedeutet es doch, dass sie niemals zuvor ein Kind verloren haben).
Vorgestern klopften zwei ältere Damen an die Tür, sie kamen von der Kirche und wollten mit mir über Gott reden. Ich sagte Ihnen , dass Papa und Mama nicht gläubig sind. Ich sagte Ihnen auch , dass ich früher einmal an einen Gott geglaubt , ja als Kind sogar meiner Oma Löcher in den Bauch gefragt habe über Gott, den Glauben und die Religion. Dann zeigte ich auf Deine Schwester und sagte „Wissen sie, bevor wir unsere Tochter bekamen haben wir zwei Kinder verloren, da fällt es einem schwer an Gott zu glauben“. Sie zeigten mir eine kleine Broschüre und wiesen auf einen Abschnitt mit dem Titel „Warum lässt Gott böses zu“. Ich packte diese zur Seite und später in den Müll ohne auch nur einen weiteren Satz zu lesen. Vor zwei Jahren begriff ich genauso wenig wie heute wie so etwas geschehen kann, und genauso wird es nächstes Jahr sein, in zehn Jahren , für den Rest meines Lebens.
Der Schmerz deines Verlustes wird mich ein Leben lang begleiten. Genau wie die Liebe zu dir. Ich wünsche Dir alles Gute zu Deinem zweiten Sternengeburtstag. Wir zünden heute Abend 2 Kerzen für dich an mein Schatz und hoffen , dass du sie siehst von dort wo du bist.
Ich liebe Dich,
Mommy