Sternenkinder

4- Fache Sternenmama [Gastbeitrag]

Heute darf ich Euch von Christiane und Ihren Vier Sternenkindern berichten. Mit Ihrer Erlaubnis darf ich Ihre Geschichte veröffentlichen:


Mein Name ist Christiane, bin 35 Jahre alt und habe 2 Kinder an der Hand und 4 Kinder im Himmel.

Meine Tochter Zoë wurde im März 2009 geboren. Ich hatte eine Bilderbuch Schwangerschaft. Eigentlich wollte ich nach ihr kein Kind mehr, bzw ihr Vater wollte nicht mehr. Eigentlich wollte er schon nicht unsere Tochter. Nach 5 Jahren war diese Beziehung auch vorbei.

Im Oktober 2013 bin ich mit meinem jetzigen Mann zusammen gekommen. Unser erstes Mal war dann auch direkt ein Volltreffer. Ich war schwanger. Natürlich war es erstmal ein Schock, weil wir gerade erst zusammen gekommen sind. Aber wir haben uns sofort gefreut. Leider hatte ich dann am 11.11.2013 die erste Fehlgeburt. Ich wurde im Krankenhaus nicht gut behandelt. Ich bin am 08.11.2013 mit Blutungen ins Krankenhaus gegangen. Ich lag dann auf der Entbindungsstation. Es war ein Albtraum für mich. Am 10.11 haben die Ärzte mir dann die Diagnose Fehlgeburt gegeben. Am 11.11.2013 hatte ich die Ausschabung. Unten im Vorbereitungsraum musste ich noch warten, weil gerade eine Kaiserschnitt gemacht wurde. Die Frau hat Zwillinge zur Welt gebracht. Ich war fertig und nur am weinen. Die Schwestern im OP Bereich sagten zu mir ich solle mich doch beruhigen und das es doch nicht schlimm sei und nur ein kleiner Eingriff. Ich habe sie angemeckert und gesagt, dass ich mein Baby verloren habe. Als ich nach der OP wach geworden bin, stand einer der Zwillinge direkt vor meiner Tür im Brutkasten. Es war ein Albtraum. 2 Stunden nach der OP habe ich mich dann selbst entlassen, weil ich auch wieder auf die Entbindungsstation gebracht wurde.

Nach diesem Erlebnis haben wir uns entschieden, uns erstmal kennen zu lernen und alles langsam angehen lassen. Mein Mann und ich haben uns ein Monat nachdem wir zusammen gekommen sind verlobt.

Im Februar 2014 habe ich dann wieder angefangen in einem Hotel zu arbeiten. Leider nicht lange. 2 Wochen nach Arbeitsbeginn wurde ich krank mit einer Lungenentzündung. In dieser Zeit wurde aber auch eine erneute Schwangerschaft festgestellt. Ich hab sofort ein Beschäftigungsverbot bekommen. Ich hatte wahnsinnige Angst, dass wieder was passiert. Die Schwangerschaft verlief einigermaßen gut. Mein Mann und ich haben am 09.Mai 2014 geheiratet. Da war ich in der 13. Schwangerschaftswoche. Ich hatte zwar viele typische Probleme aber mein Baby hat überlebt. In der 25. Schwangerschaftswoche hatte ich eine Gebärmutterhalsverkürzung und lag 1 Woche im Krankenhaus. In dem Krankenhaus waren alle total lieb zu mir. Ich sollte mich natürlich bis zum Ende der Schwangerschaft schonen. 3 Wochen vor dem E.T. kam mein Sohn zur Welt. Er war zwar recht klein und leicht aber ihm ging es sehr gut.

Nach der Schwangerschaft haben wir uns entschieden, dass 2 Kinder reichen. 2019 wurden dann ein paar Erkrankungen bei mir festgestellt. Ich habe eine Laktose- sowie eine Fructose Intoleranz. Ich habe dann einen Termin zur Darmspiegelung bekommen. Ich musste vor dem Eingriff eine Urinprobe abgeben, weil es unter Narkose gemacht werden sollte. Die Arzthelferin wollte mir gerade den Zugang legen als ihre Kollegin sagte, dass ich schwanger sei. Ich bin in Tränen ausgebrochen weil ich damit überfordert war. Ich wollte es zu dem Zeitpunkt nicht. Ich habe mich nicht bereit gefühlt. Der Termin wurde dann abgesagt. Zu Hause haben mein Mann und ich ganz lange drüber gesprochen und uns natürlich für das Baby entschieden. Das war am 21.03.2019. Am nächsten Tag bin ich zu meiner Frauenärztin und sie hat die Schwangerschaft bestätigt. Ich konnte den Herzschlag sehen. Am 26.03.2019 bekam ich ganz leichte Blutungen . Ich bin dann sofort zur Ärztin. Sie sagte, ich soll mich schonen und Folsäure nehmen. Am gleichen Tag habe ich Abends starke Blutungen bekommen. Mein Mann hat mich sofort zum Krankenhaus gebracht. Dort konnte man nichts mehr erkennen. ich musste auch sofort notoperiert werden, weil ich zu viel Blut verloren habe.

Ich bin mit dem Verlust nicht klar gekommen und in ein tiefes Loch gefallen. Ich habe abgenommen, kaum geschlafen, fast nichts gegessen usw. Ich habe eigentlich nur funktioniert. Ich wollte morgens nicht aufstehen aber ich musste. Meine Kinder haben mich ja gebraucht. Ich habe mir dann psychologische Hilfe gesucht und bin auch zum jetzigen Zeitpunkt noch in Behandlung.

Das Thema Schwangerschaft war für mich abgeschlossen. Ich habe auch sehr lange gebraucht die Nähe von meinem Mann wieder zu zulassen. Wenn wir uns näher gekommen sind und es intimer wurde, habe ich abgeblockt und bin in Tränen ausgebrochen.

Durch meine Erkrankung musste ich immer aufpassen, dass ich nicht wieder schwanger werde. Meine Periode war immer unregelmäßig. Ich hatte alle 2 Wochen Blutungen trotz Pille und habe dann eine andere Pille bekommen, wo keine Laktose drin ist.

Am 14. Januar 2020 habe ich einen Test gemacht, weil meine letzte Periode fast 6 Wochen her war. Ich habe es auf die Unregelmäßigkeiten geschoben. Aber der Test war sofort eindeutig. Ich habe mich Überraschenderweise sehr gefreut. Es sah alles gut aus. Am 23.01.2020 hatte ich den Termin bei meiner Ärztin und habe das erste Bild bekommen, den Herzschlag gesehen und der Mutterpass wurde vorbereitet. Mir ging es richtig gut. In der Nacht zu Freitag bin ich gegen 2 Uhr oder halb 3 wach geworden, weil ich zur Toilette musste. Als ich aufgestanden bin habe ich gemerkt, dass etwas meine Beine runter läuft und irgendwas ist auf den Boden gefallen. Ich bin zur Toilette, hab meine Hose runter gezogen und überall war Blut. Es war alles wie ein böser Traum. Ich fing an zu weinen, hab meinen Mann gerufen. Ich saß gefühlt eine halbe Stunde auf der Toilette bis mein Mann kam. ich weiß nicht ob es wirklich so lang gewesen ist . Er hat sofort seinen Bruder angerufen, damit er vorbei kommt und auf unseren Sohn aufpasst. Er lag im Wohnzimmer in unserem Bett. Ich bin noch schnell unter die Dusche, weil ich das Blut weg haben wollte. Aber es hörte nicht auf. Es wurde immer mehr. Im Krankenhaus angekommen haben die Ärzte mir schon gesagt, dass ich damit rechnen muss, dass es wieder ein Sternenkind ist. Die Ärztin war total lieb und hat versucht mich zu beruhigen. Sie hat ein Ultraschall gemacht und plötzlich sagte sie, dass mein Baby noch da ist und dass das Herz noch schlägt. Ich musste da bleiben und wurde gut versorgt. Samstag, Sonntag und Montag wurden dann noch Tests gemacht. Der HCG Wert ist gestiegen aber Samstags war kein Herzschlag mehr da. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, weil es Eckenhocker gibt wo man den Herzschlag nicht immer sieht. Montags bin ich erstmal entlassen worden. Die Blutung war fast weg. Nachmittags bin ich zu meiner Frauenärztin. Sie konnte aber auch kein Herzschlag sehen.

Mein Mutterpass war fertig. Ich hatte immer noch Hoffnung. Mittwochs bin ich wieder zur Ärztin zur Kontrolle und da hat sie festgestellt, dass das Baby geschrumpft ist. Ich musste es gehen lassen. Ein Hämatom hat sich wieder gebildet. Ich sollte wieder ins Krankenhaus wegen einer OP. Ich hatte die Tage davor zu viel Blut verloren und war schlapp. Deswegen musste ich hin. Im Krankenhaus angekommen musste ich warten. Dann wurde ich untersucht. Die Ärztin war irgendwie komisch und ich habe mich nicht wohl gefühlt. Sie fragte mich dann ob ich nüchtern wäre. Hab ihr gesagt, dass ich 3 Stunden vorher Kaffee mit Milch und Zucker getrunken habe. Sie sagte das sie mich dann nicht operieren kann. Ich hab für den nächsten Tag ein Termin bekommen. Ich teilte ihr mit, dass ich wieder ein Hämatom habe und meine Frauenärztin sagte, ich solle so schnell wie möglich operiert werden. Aber die Ärztin meinte es würde nicht platzen. Wir sind dann wieder nach Hause. Ich habe mich auf die Couch gelegt. Mein Mann war einkaufen und hat Essen gekocht. Unser Sohn war bei der Tante und meine Tochter bei ihrem Vater. Ich habe mir den Mutterpass genommen und das Bild und musste weinen. Danach bin ich eingeschlafen. Meine andere Schwägerin kam Nachmittags zu uns. Wir haben zusammen gegessen. Ich hatte eigentlich kein Hunger aber hab eine Kleinigkeit gegessen. Während des Essens musste ich zur Toilette. Und da ist es wieder passiert. Überall Blut, ich hab wieder etwas verloren. Ich habe so geweint und wollte das Blut weg machen. Dann kam mein Mann. Er hat es wohl gemerkt, weil ich zu lange im Bad war. Er hat sofort einen Krankenwagen gerufen.

Die Sanitäter kamen auch recht schnell und waren total lieb. Sie sagten, dass das Krankenhaus wo ich lag besetzt wäre und das wir in ein anderes müssen. Mir war alles egal. Im Krankenhaus angekommen haben die Sanitäter erklärt was passiert ist und diese Schwester war so unfreundlich und sagte, dass ich eigentlich da hin muss wo ich schon bekannt sei. Aber sie guckt was sie machen kann. Ich sollte im Flur stehen bleiben. Habe mich dort nicht wohl gefühlt und habe den Sanitäter gebeten mich in das andere Krankenhaus zu bringen. Hat er auch sofort gemacht. In dem Krankenhaus wurde ich wieder sehr freundlich behandelt. Musste natürlich wieder untersucht werden usw. Am gleichen Tag wurde noch die OP gemacht. Abends um 20:30 Uhr wurde ich abgeholt. Im OP Bereich waren auch alle total einfühlsam. Ich konnte mich nicht beruhigen und war die ganze Zeit am weinen. Die OP wurde vorbereitet und bevor ich die Narkose bekommen habe, kam eine der Schwestern zu mir, streichelte mir über die Wange und sagte ganz ruhig „ein Engel geht auf Reisen“. Danach bin ich eingeschlafen.

Ich komme mit dem Verlust nicht klar. Aber das Leben muss weiter gehen. Nach dem letzten Verlust war mein Kinderwunsch extrem. Ich wollte unbedingt direkt wieder schwanger werden. Jetzt werde ich meinem Körper aber erstmal Zeit geben, weil im April diesen Jahres bei mir Morbus Crohn festgestellt wurde. Ich muss nun 5 Monate Kortison nehmen.Wenn es irgendwann nochmal klappt bin ich sehr dankbar aber momentan muss ich mich selber wieder fangen und meinem Körper die Erholung gönnen damit wir wieder stark für eine eventuelle Schwangerschaft sind.

Ich weiß, dass meine Babys im Himmel nicht alleine sind und das gibt mir Kraft. Der 24.01.2020 war der Tag an dem ich die Blutungen bekommen habe und das ist auch der Todestag von meinem Opa. Ich glaube, er hat mein Baby zu sich genommen, weil es wahrscheinlich nicht gesund gewesen wäre.

Dies ist meine Geschichte. Meine Sternenkinder werden immer in meinem Herzen sein und bald auch auf meiner Haut .

Das alles hab ich bis November 2020 erlebt. Am 04.11.2020 durfte ich wieder positiv testen. Diesmal hab ich gewartet bis ich zum Arzt gegangen bin. Ich hatte einfach Angst, weil bei den letzten beiden Sternchen war es nach dem Arzt Besuch vorbei. Meinen ersten Termin hatte ich am 30.11.20.20 – alles sah gut aus. Ich sollte allerdings Utrogest zur Vorbeugung nehmen. 3 Tage später hatte ich bräunlichen Ausfluss. Ich hatte Panik und habe beim Arzt angerufen. Am 07.12 bin ich dann nochmal hin und soweit sah wieder alles gut aus. Nur für die errechnete Woche war es zu klein. Am 14.12 war ich wieder zur Kontrolle. Dann der Schock, kein Herzschlag mehr. Wir wollten aber nochmal kontrollieren. Am 17.12 stand es dann fest, mein Baby ist gestorben und schon geschrumpft. Ich hätte auf einen natürlich Abgang warten können aber diesmal wollte ich mein Baby genetisch untersuchen lassen. Am 21.12 war ich dann zur Untersuchung im Krankenhaus. Am 22.12 hatte ich die OP. Laut Arzt verlief die OP ganz gut. Die ersten beiden Tage danach hatte ich keine Blutung. Dann fingen sie wieder an. Meinen ersten Termin bei meiner Ärztin hatte ich am 06.01.21. Sie hat nur die normale vaginale Untersuchung gemacht und Blutabnahme wegen des HCG. Am nächsten Tag rief sie mich an und sagte, dass der Wert viel zu hoch ist und eventuell noch Schwangerschaftsreste vorhanden sind. Ich sollte 10 Tage später nochmal zur HCG -Kontrolle kommen. Ich habe aber um einen früheren Termin gebeten und auch darum, das ein Ultraschall gemacht wird. Es waren noch 8mm Reste drin. Ich habe eine Überweisung fürs Krankenhaus bekommen für eine zweite Ausschabung. Im Krankenhaus wurde ich wieder untersucht, hatten uns dann erstmal dafür entschieden es mit 3 cytotec Tabletten zu probieren. Diese hab ich genommen. Leider auch ohne Erfolg. Am 29.01 war ich dann wieder im Krankenhaus zur OP. Der gleiche Tag wie bei meinem dritten Sternchen und es war die gleiche Schwester auf der Station. Diesmal ging Gott sei Dank alles gut.

Laut den Befunden war soweit alles in Ordnung. Es wurde eine Plazentabildungsstörung festgestellt. Wenn ich es nochmal probieren möchte, soll ich ASS100 und Heparin Spritzen bekommen. Mittlerweile hab ich 4 Sternchen, mein Erinnerungstattoo ist fertig. Aber da fehlt das vierte Sternchen. Irgendwann wird auch das noch auf meine Haut kommen.


Liebe Christiane, ich danke dir , dass du uns von deinen Vier Sternnenkinder erzählst. Alles Gute für Dich.

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