Heute gibt es den zweiten Gastbeitrag zum Thema „Eltern während der Pandemie“. Ich freue mich sehr, dass Bea vom Blog Emil steht Kopf uns heute erzählt welche Erfahrungen Sie und Ihre Familie in dieser Zeit gemacht haben. Oder auch : Ein Jahr Corona-Achterbahnfahrt als Familie. Drunter und drüber, hoch und runter. Zwischen Wahnsinn und Gefühlschaos, Freude und Frust…

Das letzte Jahr war in der Tat außergewöhnlich. Es war ein Jahr Corona-Achterbahnfahrt. Drunter und drüber, hoch und runter. Zwischen Wahnsinn und Gefühlschaos, Freude und Frust…
Ein relativ entspanntes Frühjahr 2020:
Das Frühjahr 2020 erlebten wir relativ entspannt. Ich (Bea) war noch in Elternzeit und mit unserem Sohn (zu diesem Zeitpunkt 1 Jahr alt) zuhause. Verglichen mit anderen Familien ging es uns somit noch richtig gut. Der Papa arbeitete auf einmal nur noch im Home Office und brachte damit zunächst unseren gewohnten Tagesablauf ein wenig durcheinander. Gleichzeitig ermöglichte es uns mehr gemeinsame Familienzeit, denn nun war er zu allen Mahlzeiten zuhause und die Fahrten zur Arbeit fielen ebenfalls weg.
Mein Mann und ich sind Höhen & Tiefen, sowie eine gewisse Portion „Ausnahmezustand“ im Alltag gewohnt. Uns wirft daher so schnell nichts um und daran hat zum Glück auch das letzte Jahr Corona-Achterbahnfahrt nichts geändert.
Der Hype um Toilettenpapier und Spielsand!:
Noch bevor der Hype um das Toilettenpapier und die Vorräte los ging, hatten wir unsere Vorräte aufgefüllt. Unsere freie Zeit verbrachten wir viel im Garten und klein Emil bauten wir eine naturnahe Sandkiste . Zu diesem Zeitpunkt war der Spielsand im Baumarkt mindestens so begehrt wie das Toilettenpapier im Supermarkt! Was für eine verrückte Welt. Mit meinem Hang zum schwarzen Humor überlegte ich kurzzeitig, ob es Sinn ergeben würde einen Schwarzmarkt für Toilettenpapier und Spielsand zu eröffnen.

Corona-Achterbahnfahrt: Angst macht klein und krank…:
Wir wollten und haben unseren „neuen“ Alltag nie von Angst und Panik bestimmen lassen. Die Medien hatten wir aufgrund der immer nur negativen Berichterstattung relativ schnell abgeschaltet. Vorsichtig waren wir, ja. Angst und Panik empfinden wir hingegen als schlechte Berater und noch schlechtere Begleiter, welche auf Dauer ebenso krank machen können. Wir vertrauten stattdessen auf unsere Gesundheit und versuchten unsere Nerven zu behalten. Letzteres gelang mal mehr, mal weniger gut.
Normalität? Was ist das schon?:
Ich hatte stets das Bedürfnis meinem Sohn soviel Normalität wie irgend möglich zu ermöglichen und somit für eine glückliche Kindheit zu sorgen. Den Sommer über kehrte eine wenig Normalität zurück. Im August starteten wir tatsächlich mit der Eingewöhnung bei der Tagesmutter (zu diesem Zeitpunkt war klein Emil 1,5 Jahre alt). Und fast zeitgleich hielten wir den positiven Schwangerschaftstest in den Händen: ein Geschwisterchen war unterwegs. Was für ein verrücktes timing 😉 aber genau das passt zu uns *g*.
Im Oktober musste ich schließlich wieder arbeiten gehen. Im Gegensatz zu meinen Kollegen, durfte ich nicht im Home-Office arbeiten – trotz Schwangerschaft und der Corona-Achterbahnfahrt um uns herum. Glücklich machte mich das natürlich nicht.
Mit dem Spagat der Kinderbetreuung mussten wir zum Glück nur wenige Wochen kämpfen. In dieser Zeit übernahm Papa die Vormittagsschicht, ich den Nachmittag und einige Male sprang zum Glück auch die Oma ein. Dann fiel ich beruflich aufgrund meiner Schwangerschaft aus. Und nach einer komplikationsreichen ersten Schwangerschaft war ich dankbar, zumindest den Stress mit der Arbeit nun nicht mehr zu haben. Insofern kann ich wirklich behaupten, dass wir bei dem Thema „Job und Kundenbetreuung“ noch ziemlich gut, mit einem sehr kleinen blauen Augen davon gekommen sind.
Winter 2020/2021: die anderen Kinder fehlen…:
Klein Emil konnten wir die Kinder natürlich nicht ersetzen. Wir bastelten, spielten, schauten Bücher, gingen Laterne und versuchten uns den Alltag so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten…aber all das ist kein Ersatz für den Kontakt und das Spiel mit Gleichaltrigen. Über die Wintermonate hatten sich gefühlt alle eingeigelt. Zum Glück wohnt zumindest die Oma nebenan, die noch dazu einen relativ gesunden Weg pflegt mit der Situation umzugehen. Zwischen ihr und klein Emil hat sich in der Tat eine große Liebe entwickelt. Mich hat es entlastet, vor allem wenn ich aufgrund der Schwangerschaft mal eine Pause dringend nötig hatte.

Und sonst so um uns rum?:
Oma und Opa waren ab dem Herbst wieder der Angst verfallen (wie im Frühjahr auch schon). Sie sahen wir weder zu Weihnachten, noch kamen sie zum zweiten Geburtstag ihres Enkelkindes. Eine Entscheidung, die wir nicht schön finden, jedoch akzeptieren. Jeder geht halt anders mit der Situation um.
Umgekehrt habe ich leider den Eindruck, dass das Verständnis für die Situation – in der wir Familien und vor allem die Kinder sich befinden – fehlt. Und das ist etwas was mich traurig und zum Teil auch wütend macht. Genau dieses Verständnis fehlt mir allgemein bei den Entscheidungen der Politik rund um die Maßnahmen. Familien und Kinder haben keine Lobby, mit den Kindern kann man es anscheinend machen…
Seit Anfang März ist klein Emil wieder bei der Tagesmutter. Er war bzw. ist immer ein ausgeglichener, glücklicher Junge gewesen. Ein wahrer Sonnenschein. Wir als Familie haben stets versucht, das Beste aus der Situation zu machen und werden es auch weiterhin versuchen.
Und dennoch merken wir eine Veränderung. Je mehr Kontakt Emil wieder zu gleichaltrigen Kindern hat, desto mehr blüht er nochmal auf! Die Abwechslung tut ihm gut! Und auch wir merken wie gut es uns tut mal wieder mehr Freunde und Bekannte zu sehen. Wir Menschen sind nicht für die Isolation gemacht…
Ein Ausblick in die Zukunft…wie geht es weiter mit der Corona-Achterbahnfahrt?:
Im April erwarten wir unser zweites Kind. Mein Mann durfte kein einziges Mal mit zur Untersuchung und in den Krankenhäusern in unserer Stadt herrscht Maskenpflicht für Frauen unter der Geburt! Dazu fehlen mir schlichtweg die Worte. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen unter Wehen eine Maske tragen zu müssen… da es in anderen Krankenhäusern anders ist, wird unser zweites Kind wohl nicht in unserer Heimatstadt, sondern in einer anderen Stadt und einem anderen Krankenhaus zur Welt kommen (vorausgesetzt wir schaffen die 40 Minuten Autofahrt).
Gleichzeitig überlegen wir, wie wir die kommenden Monate bzw. Jahre planen. Ich persönlich bezeichne mich gern als realistische Optimistin und da mir seitens der Politik eine vernünftige, langfristig angelegte Strategie fehlt, werden wir uns selbst als Familie eine Lösung für uns persönlich überlegen.
Bea Emil steht Kopf

Auf Ihrem Blog hat Bea ein paar Spielideen veröffentlicht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte: Spielideen . Wer also hier noch Inspirationen sucht, dem kann ich Beas Ideensammlung nur empfehlen.