11.02.2021. Weiberfastnacht. Seit Tagen erzählt unsere 4 Jährige Tochter vom Karneval. Ihr Kostüm liegt schon längere Zeit bereit. Die Kitas in NRW haben im Rahmen eines eingeschränkten Pandemiebetriebes geöffnet und Gott sei Dank findet Karneval in der Kita statt. Ein bisschen „Normalität“ in Zeiten der Pandemie.
Es ist ganz wunderbar , dass unsere Kita dies ermöglicht. Auch wenn wir unsere Tochter heute realtiv früh abholen müssen, da Betreuungszeiten gekürzt wurden so sind wir doch unendlich dankbar, dass sie dieses Jahr zumindest dieses Stück Normalität erleben darf. An der Bushaltestelle kommt uns ein gelber Bus entgegen . In der Zielanzeige statt der Endhaltestelle ein fröhliches “ Rösrath Alaaf“ und als unser Bus dann endlich kommt (Das Kind fragte vor lauter Aufregung alle 5 Sekunden wann denn der Bus nun endlich käme) erwartet uns eine Karnevalshütchen in der Frontscheibe und für Bella gibt es dann sogar noch eine Kamelle. In der Kita begrüßen uns Dino,Superheld und Prinzessin Elsa. Mein Herz geht auf und dennoch habe ich seit Tagen einen faden Beigeschmack wenn ich an Karneval denke. Ich denke an das vergangene Jahr. Corona gab es schon, aber war dennoch ein kleines Stück entfernt.
Damals, am 20. Februar 2020 (Weiberfastnacht) schien alles noch normal. Niemand ahnte was kommen würde. Wir ahnten nicht das wir am 13.03 unsere Tochter für 16 Wochen das letzte Mal in die Kita schicken würden. Uns stand das bevor, was aktuell für viele Eltern Alltag ist: Arbeiten und Kinderbetreuung. Dazwischen versuchen sich selbst und sich als paar nicht zu verlieren.
Bella hatte damals eine Lungenentzündung, die der Arzt 2 Tage nach dem Auftreten des ersten Hustens diagnostizierte. Ich versuchte alles, um meiner damals 3 Jährigen ein schönes Karnevalsfest Zuhause zu ermöglichen. 1 Jahr später geht es anderen Eltern nun genauso. Bis heute habe ich das Gefühl, dass die Lungenentzündung damals keine normale Lungenentzündung gewesen ist. Sie kam so unerwartet und binnen 2 Tagen, meine Gedanken drehen sich immer noch im Kreis wenn ich daran zurück denken. Leider verweigerte uns der Kinderarzt einen Anti-Körpertest. Und auch im Sommer als der Mann einer Kollegin positiv getestet wurde, die Kollegin Zuhause bleiben musste und auch meine Tochter Corona-Anzeichen hatte, wurde uns vom Kinderarzt ein Test verwehrt. Das Virus wurde meiner Meinung nach in der Vergangenheit einfach viel zu oft unterschätzt . Karneval 2020 war und ist für mich der Wendepunkt. Kurz danach geriet unser Leben, unsere Normalität völlig aus den Fugen. Gestern Abend guckte ich meinen Freund an und sagte „wir werden nie wieder ein normales Leben haben, oder? “ . Sein Schweigen sagte alles.
Für Rosenmontag habe ich auch schon einen Plan B. Mama kauft Kamelle und am Montag werden wir die zahlreichen Fahrzeuge meiner Tochter (Playmobil Müllauto, Lego Autos , Matchbox uvm) durch das Wohnzimmer fahren lassen. Unsere Tochter wird der Zugführer sein und Mama und Papa werden die Kamelle schmeissen. Der Versuch einer neuen Normalität. Denn ganz ehrlich, so wenig wie ich mir persönlich vorstellen kann je wieder auf ein Konzert zu gehen, wo ich mit Tausenden anderer Menschen dichtgedrängt aneinander stehe, so wenig kann ich mir vorstellen, dass wir 2022 an einem Rosenmontagszug stehen werden.
