Immer noch denke ich mit Schrecken und einem Gefühl der Unwirklichkeit an den 13. März diesen Jahres zurück. Der Tag an dem unsere Tochter das letzte Mal in die Kita ging. Der Papa und ich ahnten es bereits und dennoch ging es dann doch ganz schnell.
Vor einigen Tagen stolperte ich über einen Nachrichtenverlauf mit meinen Freundinnen aus diesen Tagen. „Wie sollen wir fünf Wochen ohne Kita überleben“ fragte eine von uns die anderen. Wir dachten wirklich, dass nach 5 Wochen alles überstanden sei. Unglaublich wenn man nun zurück blickt und noch immer weiß ich nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll. 115 Tage , also mehr als 16 Wochen sollte es für unsere Tochter heißen „Keine Kita, nicht mit den Freunden spielen und soziale Kontakte weitestgehend meiden“.
Ich war gespannt wie meine Tochter den ersten Tag ( 06.07.2020) in der Kita nach 16 Wochen meistern würde. Wir hätten sie auch schon Anfang Juni wieder in die Kita schicken können, denn seit dem 08. Juni haben die Kitas in NRW wieder in einem sogenannten eingeschränkten Regelbetrieb geöffnet. Wir entschieden uns dagegen, weil wir Ende Juni Oma besuchen wollten ( mit einer COPD Erkrankung gehört sie zu der Risikogruppe die wir seit Beginn der Pandemie versucht haben zu schützen und wollten sie durch den frühzeitigen Besuch der Kita und den Kontakt mit anderen Kindern nicht gefährden).
Obwohl der Mundschutz durch meine Arbeit im Lebensmittel-Einzelhandel seit vielen Wochen zu meinem Alltag gehört war es doch befremdlich für mich ihn zu tragen wenn ich meine Tochter in die wohl vertrauten Wände der Kita bringe und wieder abhole. Kein Bussi geben mehr , keine Umarmungen oder an die Mama kuscheln. Der Mundschutz hält nicht nur meine Mitmenschen auf Distanz sondern auch mein Ein und Alles, meine Tochter. Statts einem Abschiedsbussi gibt es nun einen zarten Streichler über den Kopf. Heute Morgen stand sie mit Ihrem besten Freund am Fenster und warf mir Kusshände zu. So sieht also der neue Kita Alltag aus. Während die meisten Eltern schon voll drinne stecken in diesem Alltag ist für mich alles ganz neu. Ich bin mir unsicher was ich machen darf und was nicht. Frage lieber einmal zu viel nach als zu wenig. Beim abholen muss es schnell gehen, nicht weil ich irgendeinen Termindruck habe, sondern weil sich nicht zu viele Eltern gleichzeitig in der Kita aufhalten dürfen.
Der erste Tag verlief erstaunlich gut. Die Erzieherin meiner Tochter sagte es sei gewesen als ob sie nie weg gewesen wäre . Dennoch glaube ich , dass dieser neue Kita – Alltag mit der Pandemie eine extreme Umgewöhnung ist. Auch wenn man es nach außen hin den Kleinen nicht unbedingt sofort anmerkt. Es gibt keinen „Kaffeeklatsch“ mehr und meine Tochter flunkert mit vor, dass ihr bester Freund erst nach eben diesem nicht mehr stattfindenden Snack abgeholt wird. (Zur Erklärung: Dieser Snack fand immer zwischen 15 Uhr und 15.30 statt. Da die Kita nun aber bereits um 15 Uhr schließt entfällt dieser . ) Meine Tochter bittet mich, sie am nächsten Tag doch auch erst NACH dem Kaffeeklatsch abzuholen. Ruhig erkläre ich ihr, dass das nicht möglich ist, weil die Kita dann geschlossen hat. Eine kleine Einschränkung wenn man an all die anderen Einschränkungen denkt mit denen wir seit Wochen und Monaten leben, dennoch blutet mein Herz wenn ich meine Tochter diese Bitte abschlagen muss.
Der Alltag hat uns wieder, der Kita Alltag mit der Pandemie. Und irgendwie sehne ich mir die Tage zurück an denen wir Morgens aufstanden , alles in Ruhe angingen und uns mit unserem Vierbeiner beim morgendlichen Spaziergang alle Zeit der Welt lassen konnten. Fernab von Maskenpflicht und Abstandsregelungen. Fünf Minuten die Straße hoch und schon waren wir in unserem Wald. Nah und doch so fern. Eine gewohnte Umgebung aber fernab von den Einschränkungen und Beeinträchtigungen der Pandemie. (Nie bin ich froher gewesen so nah an der Natur zu wohnen wie jetzt. Unvorstellbar die Vorstellung, wir würden noch in Köln im 5. Stock wohnen). Sicherlich trauert der Papa dieser Zeit nicht allzu sehr hinterher wie ich. Während ich zu meiner Schicht auf Arbeit ging, arbeitete er 16 Wochen lang im Homeoffice und betreute parallel eine fast 4 Jährige und einen alten Hund. Was vor 16 Wochen noch unvorstellbar klang und fernab jeder Realität liegt nun hinter uns. Irgendwie haben wir es geschafft, zu welchem Preis allerdings, das wird sich noch zeigen müssen.
Frage an meine Leser:
Mich würde interessieren wie Euer Kita Alltag mit der Pandemie aussieht. Haben sich die Dinge positiv verändert oder ausschließlich negativ? Wie empfindet Ihr als Eltern den neuen Kita Alltag?
Bei uns ist die Kita immer noch zu, mein kleinster durfte aber – weil systemrelevant – 2 x 5 Tage gehen. Ab jetzt sind erst mal 2 Wochen wieder geschlossen, wegen Urlaub. Was , danach ist, werden wir sehen.
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