Allgemein · Baby · Babys 1. Jahr

Ich und der Babyblues

Der Babyblues…(fast) jede Schwangere hat diese Bezeichnung schon einmal gehört, doch die wenigsten können sich vorstellen wie sich diese plötzliche Stimmungsschwankung, die bei 8 von 10 frischgebackenen Mamis vorkommt, tatsächlich anfühlt. Man liest von weinerlichen Frauen, deren Stimmung sich plötzlich im Keller befindet und die wegen Kleinigkeiten oder auch mal wegen nichts plötzlich in Tränen ausbrechen.

Auch ich gehörte zu jenen 8 Frauen, und fühlte mich wirklich schlecht dabei. Doch meine Hebamme bestätigte mir, dass der Babyblues ganz normal sei und nach einigen Tagen ganz verschwinden würde. Und genauso kam es dann auch. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr so richtig, wieso die ersten Tage zuhause alles so schlimm gewesen ist, möchte Euch aber dennoch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und Euch die Angst davor nehmen, solltet Ihr gerade mitten im Babyblues stecken.

So sah er bei mir aus, der Babyblues:

Die ersten 4 Tage im Krankenhaus lagen hinter mir und ich hatte mich so sehr darauf gefreut endlich mit unserer Zaubermaus nach Hause zu kommen. Ich freute mich auf die Dreisamkeit mit dem Herzmann, auf etwas Ruhe und die Möglichkeit den Tag endlich so gestalten zu können wie ich wollte. Und natürlich freute ich mich auch ungemein auf unseren Pflegehund.
Das erste was ich sah als wir nach Hause kamen , war unser Vierbeiner. Er freute sich mich zu sehen, beschnupperte unsere Bella, die friedlich und zufrieden in der Babyschale döste und doch war dieser Moment so ganz anders als ich ihn mir ausgemalt hatte. Wieso kann ich heute gar nicht mehr so genau sagen, aber es fühlte sich in diesem Moment einfach nicht richtig an.
Die ersten Tage daheim waren geprägt von Unsicherheiten meinerseits und dem Gefühl überfordert zu sein. Auf was hatten wir uns da eingelassen? Wir hatten nun die Verantwortung für dieses neue Leben und ich fühlte mich dem einfach nicht gewachsen!

Wo ist mein Tagesablauf geblieben?

Ich bin vor meiner Schwangerschaft nie ein Mensch gewesen, der auf festgelegte Strukturen in seinem Alltag wert gelegt hatte. Ich machte den Haushalt wann es mir passte , und das Mittagessen wenn ich Hunger hatte (was unter Umständen auch schon mal 15 Uhr bedeuten konnte). Nur mit unserem Pflegehund ging ich zu regelmäßigen Zeiten gassi. Und plötzlich war da dieses kleine Wesen, was 24h am Tag meine Hilfe und Aufmerksamkeit benötigt. Auf einmal bestimmte jemand anderes wann ich duschen, essen und schlafen würde. DAS war die schwerwiegendste Umgewöhnung für mich – und das obwohl ich wie gesagt nie jemand gewesen bin, der vorher ein durchstrukturiertes Leben gehabt hätte. Gott sei Dank muss ich sagen, denn sonst wäre der Babyblues wahrscheinlich in eine Wochenbettdepression umgeschlagen.

Die Nächte

Besonders schlimm waren die Nächte für mich, bzw. die Gedanken an die bevorstehenden Nächte. Ich hatte Angst was auf mich zu kommen würde, hatte ich doch im Vorfeld von so vielen Müttern gehört, dass diese die Hölle seien und zu dem von Schreibabys gelesen, die den frischgebackenen Eltern ALLES abverlangten. Ein Rhythmus war nicht zu erkennen, und auch nach den Nächten in denen Bella mich 3 bis 4 Stunden am Stück schlafen ließ keimte am nächsten Abend die neue Angst in mir auf, wie die bevorstehende Nacht wohl werden würde. Inzwischen bin ich in dieser Hinsicht sehr gelassen. Gegen 21 Uhr Abends versuche ich bis auf wenige Ausnahmen bisher mit Bella ins Schlafzimmer zu gehen. Dort wird sie noch einmal gestillt und gewickelt um anschließend mit der inzwischen Bekannten Spieluhrmusik in das Land der fliegenden Elefanten entführt zu werden. In der Nacht kommt sie dann noch 2 x zum trinken und wird gewickelt und auch wenn es zwischendurch einmal Nächte gibt in denen sie vor Blähungen kaum schlafen kann, nehme ich dies inzwischen gelassen hin.

Jeder weiß es besser

Besonders schlimm ist für mich zu Beginn die Tatsache gewesen, dass wir im 21. Jahrhundert den Luxus genießen zu jedem Thema eine Abhandlung im Internet oder in Buchform zu finden. Es gibt tausend Ratgeber, 100 Internetforen für frischgebackene Eltern und ein Dutzend Menschen in deinem Umfeld die wissen wie man bestimmte Dinge anders und vor allem besser als man selber macht. Zeitweise habe ich nicht nur mich selber damit in den Wahnsinn getrieben, sondern auch vom Herzmann eine Menge Geduld abverlangt. Tagelang habe ich mir den Kopf über Saugverwirrung, Wegwerfwindeln, Schlafrituale und Unmengen anderer Themen den Kopf zerbrochen. Ich wollte es unbedingt richtig machen. Heute , 3 Wochen später weiß ich , dass es kein richtig oder falsch gibt. Es gibt eine Menge an Möglichkeiten ,aus denen Mütter ,die für sich und das Wohlergehen Ihres Babys Wahrscheinlichste aussuchen können (nicht müssen). Viele Dinge erfährt man erst durch ausprobieren und nach dem überwinden einiger Hürden. Dazu gehört auch, dass manche Dinge nicht auf Anhieb klappen. Meine Einstellung lautet inzwischen „Bella ist meine Tochter und daher entscheide auch ICH darüber was gut für sie ist. Punkt! “ Und damit lebt es sich plötzlich viel leichter und freier.

Ich kann gar nichts dafür – eine medizinische Erklärung

Getröstet hat mich dann auch die Tatsache, das der Babyblues durch den plötzlich sinkenden Hormonspiegel nach der geburt ausgelöst wird , und ich daran keine Schuld trage. Vor allem der Östrogen- und Progesteronspiegel fallen rasant.Der hormonelle Wechsel, der auch noch weitere Hormone betrifft, kann zu starken Stimmungsschwankungen führen.

Achtung: Die Wochenbettdepression

In seltenen Fällen jedoch liegt eine Wochenbettdepression vor. Dann bedarf es auf jeden Fall ärztlicher Hilfe. Symptome können häufiges Weinen, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, Unruhe, Antriebslosigkeit und Schwierigkeiten, Gefühle wie Liebe zu empfinden. Wo der Babyblues nach einigen wenigen Tagen wieder vorbei ist, hält die Wochenbettdepression wesentlich länger an und Bedarf unbedingt einer Behandlung.

So seh ich den Babyblues 3 Wochen später:

Liebe Mamas, der Babyblues gehört bei den Meisten zum Mamasein dazu, genau wie bei den meisten die Übelkeit zum Schwangersein dazu gehört. Ihr alle werdet Euren Weg finden, und oftmals ist diese Phase nach wenigen Tagen überstanden. Ihr wachst mit Euren Aufgaben und schon bald werdet Ihr auf diese weinerlichen und zu Beginn schwer erscheinenden Tage zurückblicken. Ihr werdet Euren Sohn oder Eure Tochter anschauen und Euch fragen wieso Ihr diese Zeit jemals für so schlimm erachtet habt, denn unsere kleinen Wunder entschädigen uns für alles. Und genauso ist es auch in diesem Fall.

schriftzug-mary

7 Kommentare zu „Ich und der Babyblues

  1. Das hast du toll be- und geschrieben! Und es ist klasse, dass du es für andere aufschreibst! Ich hatte den Babyblues auch, an Tag 4 nach Entbindung. War nach einigen Tagen dann soweit auch wieder in Ordnung. Deine Einstellung ist genau richtig!!!

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      1. Naja leichter ist relativ. Man wird vor andere Herausforderungen gestellt, aber man ist nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen 😅

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