Ich bin wütend ,enttäuscht und einfach unheimlich traurig. Das beschreibt meine Gefühlslage momentan wirklich treffend.
Als ich am 7 Dezember, genau 30 Tage nach der stillen Geburt meines Henry wieder arbeiten ging, brachten viele meiner Kollegen Ihr Beileid zum Ausdruck. Ich wurde in den Arm genommen, still gedrückt und einige wenige hörten mir zu , was ich zu erzählen hatte. Noch heute bin ich dafür unheimlich dankbar, auch für die Rücksichtsnahme , die mir entgegengebracht wurde.
Ich denke jeden Tag an unseren Henry, und dennoch geht das Leben weiter. Oftmals denke ich , dass ich das Erlebte gut verarbeitet habe, aber dann gibt es immer wieder unerwartete Momente und Situationen, die einen des besseren belehren. Und genauso eine Situation habe ich diese Woche erlebt.
Leider musste ich in dieser Woche erfahren, wie mir die eben erwähnte Rücksichtnahme Seitens meiner Kollegen nun zum Vorwurf gemacht wurde.
Offensichtlich gab es einigen Klärungsbedarf zwischen mir , meinem Chef und 2 Kollegen. Als diese in unserem Gespräch dann darauf zurückkamen, dass man im Dezember ja ach so viel Rücksicht auf mich genommen , und meine Gefühle und Emotionen damals also stillschweigend hingenommen hätte ,schlich sich bei mir das Gefühl ein , dass man mir nun zu verstehen geben wollte,dass es nun ja endlich mal genug sei.
Es war einfach enttäuschend für mich, dass man in einer Klärungsbedürftigen Situation, Wochen und Monate später nun genau darauf wieder zu sprechen kam, was mir im November mit meinem ungeborenen Kind wiederfahren ist. Ich bin eigentlich der Meinung, dass ich ein offener Mensch bin, der Probleme anspricht, wo er welche sieht. Zum einen gehört das zu meiner Position auf Arbeit, zum anderen halte ich es auch Privat gerne so. Ich war nie der Meinung, dass sich mein Schicksal auf meine Arbeit ausgewirkt hätte. Als ich nach nicht mal 5 Wochen wieder arbeiten kam, erledigte ich meine Arbeit genauso effektiv und gewissenhaft wie vorher. Der Meinung bin ich noch immer. Ich finde es traurig und enttäuschend , dass man bei einer fehlenden sachlichen Argumentation Seitens meiner Kollegen nun darauf zu sprechen kam. Wahrscheinlich ist es die einfachste Möglichkeit gewesen in einem Gespräch wo von Anfang an 2 Kollegen gegen mich standen, das ganze Gespräch in eine negative Richtung für mich zu drehen. Menschlich bin ich einfach nur enttäuscht.
Man heuchelt Rücksicht und Mitgefühl vor, um diese demjenigen dann zu gegebener Zeit wieder unter die Nase zu reiben? Vielen Dank dafür.
Dann muss ich mir dann auch noch von meinem Chef anhören, dass er auf Rücksichtnahme auf mich und meine Situation, Schwierigkeiten die sich für ihn bereits im Dezember andeuten , erst diese Woche zur Sprache bringt (Eine kleine Anmerkung meienrseits: den Dezember haben wir seit 8 Wochen hinter uns gelassen und Führungstechnisch ist es ein absolutes Unding, nach dieser Zeitspanne damals auftretende Probleme zu diskutieren. Das erste was man als Führungskraft lernt ist: Probleme sollten unmittelbar mit den beteiligten Personen zur Sprache gebracht werden).
Aber ist es nicht wunderbar, wenn man für die eigene Unzulänglichkeiten Kritikgespräche zu führen, das Schicksal einer Mitarbeiterin als Entschuldigung nehmen kann, die niemals um Mitleid und Rücksichtsnahme gebeten hat? Auch die Tatsache, dass er mir ja gerne in dieser schwierigen Zeit Hilfe angeboten hätte, wurde mir angelastet. Mein Chef hat keine Möglichkeit mich mit Hilfe des neumodsichen Nachrichtendienstest Whats App zu kontaktieren, da ich für meinen Teil Privates und Berufliches trenne . Vielleicht hätte ich schlicht und einfach darauf hinweisen sollen, dass eine Sms für 10 cent sicher auch in seinem Budget gewesen wäre, oder ein Griff zum Telefonhörer und die Wahl meiner Handynummer einen direkten Kontakt zu mir hergestellt hätte. Ganz abgesehen davon, dass die Leute einfach nicht verstehen können oder wollen, dass mir Niemand in dieser Situation hätte helfen können. Ich habe mein Kind tot zur Welt bringen müssen, nachdem ich über 14 Wochen all meine Hoffnungen und Träume in dieses ungeborene Leben gesetzt hatte. Niemand kann mir dabei helfen, denn Niemand kann mir mein Kind zurückbringen.
Mein Fazit:
Ich bin froh, dass ich mit manchen Leuten wirklich nur beruflich zu tun habe. Auf privaten Kontakt kann ich gerne verzichten, und werde diesen in diesem Fall auch gänzlich einstellen. Denn wenn ich eines nicht ausstehen kann ist es Unaufrichtigkeit und Falschheit.
Bis heute habe ich im ürbigen kein Wort des Dankes gehört, dass ich wieder so schnell arbeiten gekommen bin. Fakt ist, dass ich zu der Zeit als ich wieder zurückkam nicht wieder hätte arbeiten müssen. Einer AU bis Ende des Jahres oder länger hätte Seitens meiner Ärzte nichts im Weg gestanden. Wie heißt es so schön „Undank ist der Taten Lohn“. Ich hätte einfach mehr an mich denken sollen, aber das ist leider schon immer mein Problem gewesen. Ich werde versuchen in Zukunft daran zu arbeiten. Denn man lebt nur einmal, und die uns gegebene zeit auf Erden ist zu kostbar um sie mit Gedanken an Menschen zu verschwenden, die nicht mal eine klitzekleine Aufmerksamkeitsspanne meinerseits verdient haben.
Unfassbar! Da fehlen mir die Worte bei so viel Unmenschlichkeit. Als ob du dich noch dafür entschuldigen solltest, was dir passiert ist und dass deswegen Chef und Kollegen eine schwere Zeit gehabt hätten … ?! Schwachsinn.
Ich hoffe sehr, dass du dich nicht unterkriegen lässt und nun wirklich viel mehr an dich denkst. Das ist so wichtig und keine Schande!
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Puh, mir tut es unglaublich leid, dass du solche Kollegen und so einen Chef hast. Das ist schon fast unmenschlich. Ich bin gerade etwas sprach- und fassungslos. So ein Verhalten kann ich nicht nachvollziehen.
Ich kann deinen Unmut da wirklich total verstehen. Vor allem, weil „deine Situation“ damals ja scheinbar von den beiden Kollegen, die schon länger etwas gegen dich haben, ausgenutzt wurde, um ihren Standpunkt zu unterstreichen. Das ist so eine Frechheit..
Ich hoffe, du schaffst es, diese Menschen zumindest aus deinem Privatleben zu streichen. Solche Personen kann man einfach nicht gebrauchen.
Ich sende dir ganz viel Kraft und hoffe, dass du mit erhobenem Haupt an ihnen vorbeigehen kannst. Denn du hast eindeutig nichts falsch gemacht. Da bin ich mir sicher!
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Ich bin bis jetzt auch immer so gewesen, dass ich lieber auf Kosten meiner Gesundheit schon viel früher wieder arbeiten gegangen bin, als mich ordentlich auszukurieren bzw. hab ich mich garnicht erst krankschreiben lassen. Aber wie wir alle feststellen müssen, dankt es uns niemand und mittlerweile habe ich wirklich gelernt, an mich zu denken und da egoistischer zu sein. Auch wenn’s schwer fällt. Deine Gesundheit und dein Seelenheil gibt die niemand wieder zurück!
Sei stark – aber sei auch stark genug, mal schwach zu sein.💋
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Tut mir sehr leid was du erleben musstest. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und vergiss nie – du bist unglaublich stark!!
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Liebe Mary,
solche negativen Erlebnisse auf der Arbeit ist leider leider auch schon bei mir vor gekommen.
Man spürt erst einmal eine Wärme und eine Welle des Verstehens, der Gegenseitigkeit und einer kollegialen Freundschaft vielleicht.
Und dann bei einem gewissen Moment erfährt man das Gegenteil.
Ja, so ist es in der Arbeitswelt nun leider auch. ich für mich, kann nur sagen, dass ich genau das durchsetze was du für dich nun vor hast.
Ich gehe zur Arbeit (dass auch gerne) und mache meine Arbeit gut, gelernt und zufriedenstellend zu Ende.
Ich unterhalte mich mit meinen Kollegen/innen mit denen ich möchte. Mit denen ich es nicht kann, mit denen arbeite und kommuniziere ich nur Arbeitsgemäß ohne privates einzubringen.
Und es klappt hervorragend.
Für mich eine Erleichterung, trotz des vorherigen Konfliktes den ich dann hatte.
Ein Mensch wie du Mary, liebenswert, zuvorkommend, voller Freude und so humorvoll braucht Menschen gleicher Art und diese die dich Unterstützen und mit denen du gerne zusammen bist.
Von ganzen Herzen (und dass weißt du) wünsche ich dir Stärke, Mut und Durchhaltevermögen.
Wie alle hier schon geschrieben „Du bist sehr stark!“
Liebst
Anonym aber Ehrlich :o)
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Wenn Freundinnen auf mich zugekommen sind mit der Aussage, dass man es als Arbeitnehmerin seinem Chef nicht zumuten kann 2 Jahre Elternzeit zunehmen, dann frage ich sie immer, ob sie denn denken, dass ihr Chef in einer Notsituation für Sie da wäre, oder es ihm an seinem wichtigen Hintern vorbeigehen würde. Ich denke nämlich: Wir Arbeitnehmer sollen alle Rücksicht nehmen und bekomme dann entsprechend solchen Mist zurück 😕. Als ich schwanger super erkältet war, rief mein Chef mich daheim und sagt am Hörer, dass es doch gefälligst irgendwas geben könnte, dass ich mir einwerfen dürfe, dass ich arbeiten kann. Da war mir klar: Auf den brauchst du keine Rücksicht nehmen.
Es tut mir so leid, durch was du durch musst und ich wünschte, die Menschen würden mehr Gefühl zeigen! Ich finde es so mutig und bewundernswert, wie du hier deinen Weg beschreibst, ich weiß nicht ob ich annähernd so viel Kraft hätte wie du. Fühl dich ganz doll gedrückt, auch unbekannterweise, von einer bisher stillen Mitleserin, Klaudia
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Sowas ist so unfair…vor allem, wenn man wie du sagst nicht um das Mitleid gebeten hat. Als ich in der Psychiatrie gearbeitet habe, habe ich oft Geschichten von Menschen mit Depressionen gehört, denen es eigentlich ganz gut ging, aber wie das bei Depressionen eben so ist, es auch Phasen gab, in denen es gar nicht ging und man für eine Weile krank war – oder es gab Auslöser, verstorbene Verwandte oder so, und dadurch hat man eine Weile nicht gearbeitet. Bei den kleinsten Schwierigkeiten auf der Arbeit wurde diesen Menschen dann vorgeworfen, dass man ja ach so viel Rücksicht auf sie nehmen würde und es doch irgendwann mal reicht – und das hat dann alles noch schlimmer gemacht. Egal, was einem als Schicksal widerfahren musste, niemand hat das Recht, darüber zu urteilen, ob das Grund genug ist, dass man ein paar Tage seine Ruhe braucht und eben mal nicht 100%ig funktioniert. Und wenn man dann Mitleid hat und seine Hilfe anbietet – das ist wirklich nett, aber es gibt nichts schlimmeres, als anderen daraus später einen Vorwurf zu machen.
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